Die Tãrkei und ihre Fasallentaalen. (Mitte Dezember — 25.) 377
Mitte Dezember. Der russische Gesandte in Sofia, Kojander,
wird nach Athen versetzt. ·
Kojander soll der Mittelpunkt aller gegen den Fürsten Alexander ge—
richteten Agitationen gewesen sein, auf seinen Einfluß wird die Entfremdung
zwischen dem Kaiser und dem Fürsten zurückgeführt. Seine Berichte sollen
die unmittelbare Veranlassung zur Streichung des Fürsten aus der Armee-
liste gewesen sein.
15. Dezember. Auf Vorschlag Osterreichs begibt sich eine
internationale Militärkommission, bestehend aus den in Wien be—
glaubigten Militärbevollmächtigten der Großmächte auf den Kriegs-
schauplatz, um die Waffenstillstandsbedingungen nach rein militäri-
schen Gesichtspunkten festzustellen. Die kriegführenden Mächte unter-
werfen sich im voraus der Entscheidung der Kommission.
22. Dezember. Abschluß des Waffenstillstandes auf Grund
der von der internationalen Militärkommission entworfenen Be-
dingungen.
Der Vorschlag der Kommission lautet: „Die Militär-Kommission hat,
nachdem sie die am Tage der Einstellung der Feindseligkeiten eingenommenen
Stellungen und die von den Bulgaren erfochtenen Siege in Erwägung zog,
beschlossen: 1. Einen Waffenstillstand bis zum 1. März behufs Abschlusses
des Friedens. Wenn der Friede bis dahin nicht unterzeichnet wurde, so ist
der Waffenstillstand von rechtswegen verlängert. Sollte derselbe jedoch nach
dem 1. März gebrochen werden, so müßte die Kündigung desselben zehn
Tage vor Wiederaufnahme der Feindseligkeiten erfolgen. 2. Die Räumung
Bulgariens seitens der Serben bis zum 25. d. M. und die Räumung Ser-
biens seitens der Bulgaren bis zum 27. d. M. Die geräumten Gebiete
werden fünf Tage nach erfolgter Räumung von den nationalen Truppen be-
setzt, während die administrativen Behörden ihre Thätigkeit am Tage der
Räumung wieder aufnehmen. 3. Die Grenze beider Staaten dient zur Ab-
grenzung einer zu beiden Seiten der Grenze auf eine Entfernung von drei
Kilometern zu errichtenden neutralen Zone. 4. Die serbischen und bulgari-
schen Delegierten werden die Frage in betreff der Verwundeten und Ge-
fangenen regeln. 5. Die mit den Friedensverhandlungen betrauten Delegierten
werden sofort ernannt.“
In einem Tagesbefehl teilt der Fürst von Bulgarien der Armee den
Abschluß des Maffenstillstandes mit und dankt den Offizieren und Soldaten
für ihre Tapferkeit und ausgezeichnete Haltung. Der Fürst fügt hinzu, er
erkenne mit Dankbarkeit an, daß die bulgarische Armee die erreichten Erfolge
der steten Fürsorge des Kaisers von Rußland für die Armee und der her-
vorragenden Tüchtigkeit der russischen Instrukteure verdanke, die den bulgari-
schen Soldaten Manneszucht, Tapferkeit und Vaterlandsliebe einflößten, durch
welche Eigenschaften diese ihre Siege errungen hätten.
25. Dezember. Einzug des Fürsten Alexander in Sofia.
. Der Fürst erläßt am 27. Dezember folgenden Tagesbefehl: Das Land
ist heute von dem Feinde geräumt, der es in verräterischer Weise überfallen
hatte. Die Tapferkeit und Selbstverleugnung, die ihr an den Tag gelegt,
hatten zum Lohne, daß ihr die serbische Armee besiegt und alle Welt zur
Bewunderung und zur Anerkennung gezwungen habt, daß das Blut eurer
Vorfahren, der Besieger von Byzanz, auch in euren Adern fließt.