386 Griechenland. (Oktober 31. — Dezember 31.)
außerordentlichen Voranschlag für das kommende Jahr, sondern auch Vor-
lagen in betreff des Nachtrags= und der außerordentlichen Kredite für das
das Jahr 1885 und andere notwendige Gesehentwürfe unterbreiten, und ich
erwarte, daß die Vertreter des Volkes, die Größe der nationalen Interessen
und das Kritische der Zeit erkennend, die Gesinnungen des Volkes verdol-
metschen und meiner Regierung die Mittel bewilligen werden, deren sie be-
darf, um ihre große und schwierige Aufgabe zu erfüllen. Indem ich den
Allmächtigen um den Schutz des Vaterlandes anflehe, erkläre ich die außer-
ordentliche Session der Kammer für eröffnet.
31. Oktober. Antwort der Regierung auf die Kollektiv-Note
der Mächte vom 22./13. Oktober. (Vgl. Bulgarien, 13. Oktober.)
In den Rundschreiben heißt es: Griechenland wolle zwar den Vor-
schlägen der Mächte zu Gunsten der Erhaltung des Friedens, dem es sogar
seine politischen Interessen unterzuordnen bereit sei, Rechnung tragen, indes
beweise die durch die Ereignisse in Rumelien bei der griechischen Bevölkerung
hervorgerufene Erregung, daß für Griechenland nichts unheilvoller wäre, als
die Wiederkehr derartiger Vorgänge. Griechenland halte es deshalb für not-
wendig, daß eine neue Ordnung der Dinge geschaffen werde, durch welche
die hellenischen Interessen besser gegen die Wiederkehr solcher Ereignisse ge-
schützt würden. Die griechische Regierung hoffe, daß die Mächte diese Er-
wägungen bei ihrem ferneren Verhalten berücksichtigen würden. (St.A. 46,
8879.)
3. November. Die Kammer nimmt mit 156 gegen 10 Stim-
men die Antwortadresse auf die Thronrede an.
30. November. Die Kammer faßt mit 117 gegen 12 Stim-
men ein Vertrauensvotum für das Kabinet Delijannis. Die Oppo-
sition enthält sich der Abstimmung.
16. Dezember. Vertrauensvotum für Delijannis mit 115
gegen 67 Stimmen.
18. Dezember. Die Kammer genehmigt die Aufnahme einer
Anleihe von 100 Millionen Drachmen.
21. Dezember. Die Griechen auf Kreta verlangen in einer Denk-
schrift an die Großmächte die Vereinigung Kretas mit Griechenland.
31. Dezember. Delijannis richtet ein Rundschreiben an die
Vertreter der Mächte,
in welchem er unter Hinweis auf seine früheren Rundschreiben her-
vorhebt, daß die Haltung Griechenlands in der bulgarisch-rumelischen Frage
den Ratschlägen der Mächte entsprochen habe. Das Rundschreiben weist so-
dann auf die Gefahren hin, welche aus den jüngsten Ereignissen entstehen
könnten, und auf die große Erregung, welche sich infolge derselben unter der
Bevölkerung bemerkbar machte. Griechenland würde seinen Verpflichtungen
gegen die Mächte nicht nachkommen und es würde nicht im Einklang mit
seinen friedlichen Gesinnungen stehen, wenn es nicht offen die Lage, die an
der Nordgrenze des Königreichs geschaffen sei, als eine solche bezeichne, die
voll von Gefahren sei. Die griechische Regierung gebe sich der Hoffnung hin,
daß die Mächte bei der Regelung der bulgarisch-rumelischen Frage den Lebens-
interessen Griechenlands Rechnung tragen werden.