Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierter Jahrgang. 1888. (29)

Pereinigie Stasten von Nordameriks. (Juni Ende—August 22.) 407 
von Küstenbefestigungen, sowie für den Ankauf von Kanonen und anderen 
modernen Verteidigungsmitteln, für die Verbesserung der Häfen behufs Er- 
leichterung des Handels, sowie endlich zur Bezahlung der Nationalschuld 
werden Kredite gefordert. Das Programm spricht sich schließlich gegen die 
kontraktmäßige Arbeit Fremder und namentlich der Chinesen aus und ver- 
langt hierüber rechtskräftig regelnde Gesetze. Die auswärtige Politik der 
Demokraten, die sich durch ihre Unthätigkeit auszeichne, sei sehr zu tadeln, 
da sie der Ausbreitung des Einflusses der Fremden in Zentralamerika ruhig 
zugesehen und gestattet habe, daß sich der ausländische Handel immer mehr 
ausgebreitet habe. — Unter enthusiastischen Kundgebungen wird das Pro- 
gramm von der Nationalkonvention genehmigt und unter dem Vorsitze der 
Repräsentanten der verschiedenen Staaten zur Ernennung der Kandidaten 
geschritten; unter denselben befinden sich: Gresham, Harrison, Allison, Alger, 
Depew und der Senator Sherman. 
Am 26. Juni erfolgt im achten Wahlgange die Wahl Harrisons 
der nach dem Bürgerkriege die Armee mit dem Range eines Brigadegenerals 
verlassen und dann Advokat geworden war, zum Kandidaten für die Präsident- 
schaft mit 544 gegen 286 Stimmen. 
Ende Juni. (Die Kurie und die Ritter der Arbeit.) 
Leo XIII. hatte den amerikanischen Bischöfen versprochen, daß gegen 
den Orden der „Ritter der Arbeit“ keine geistliche Verurteilung 
ausgesprochen werden sollte. Das hl. Offizium entscheidet nun, 
daß das „tolerari posse“ auf diese Vereinigung, deren Mitglieder 
nach Hunderttausenden zählen, angewendet werden dürfe. 
Die Katholiken haben in der letzten Zeit beträchtlichen Einfluß auf 
die Leitung der Arbeiten des Ordens der Arbeitsritter gewonnen. 
1. Hälfte Juli. (General Harrison) antwortet auf die 
offizielle Meldung, daß er zum Präsidentschaftskandidaten gewählt 
sei, der Deputation: 
Ich nehme die Nomination an mit dem klarem Bewußtsein der Würde 
des Präsidentschaftsamtes und der hohen Verantwortlichkeit, welche jeden 
Hochmut ausschließt. Die Regierungs= und Verwaltungsgrundsätze, um 
welche es sich bei dem Wahlkampfe handelt, sind so klar und greifen so sehr 
in die Wohlfahrt der Nation und des Einzelnen ein, daß man ein außer- 
ordentlich starkes Interesse an dem Wahlkampfe erwarten darf. Indem wir 
uns ganz auf das überlegte Urteil unserer Mitbürger und die gnädige 
Rei Gottes verlassen, unterbreiten wir unsere Sache der Entscheidung der 
ahlurne. 
21. Juli. (Tarifentwurf.) Die Repräsentantenkammer 
nimmt den Tarifentwurf mit 162 gegen 149 Stimmen an. 
22. August. (Fischereivertrag.) Der Senat lehnt mit einer 
Mehrheit von 3 Stimmen die Ratifikation des amerikanisch-kana- 
dischen Fischereivertrages ab. Präsident Cleveland übersendet darauf 
dem Kongreß eine Botschaft, welche besagt, 
die bedauernswerte Ablehnung des amerikanisch-kanadischen Fischerei- 
vertrages nötige ihn, von dem Kongreß Vollmachten zu verlangen, um ent- 
schiedene Repressalien gegen Kanada zu ergreifen.
	        
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