Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

292 Pulgarien. (Jan. 7.— Febr. 7.) 
und dem ökumenischen Patriarchen in der Frage der National- 
kirchen werden auf Anordnung des letzteren alle griechischen Kirchen 
im Reich geschlossen. Die Pforte beginnt Verhandlungen mit dem 
Patriarchen; als diese nicht sogleich gelingen, läßt sie einige gesperrte 
Kirchen amtlich öffnen und setzt griechisch-orientalische Geistliche 
ohne Unterschied der Nationalität behufs Abhaltung des Gottes- 
dienstes ein. 
Der Patriarch legt den anderen Patriarchaten sowie den selb- 
ständigen griechisch-orthodoxen Landeskirchen den Plan der Ein- 
berufung eines ökumenischen Konzils vor. 
Dezember. Der Sultan erklärt in Beantwortung einer 
Adresse der armenischen Notabeln in Konstantinopel: 
Das Vertrauen, welches die Kaiserliche Regierung immer der getreuen 
Nation der Armenier entgegengebracht habe, sei keineswegs geschmälert. Die 
revolutionären Akte einiger fragwürdigen Personen seien keineswegs geeignet, 
die Anschauungen des Sultans über die Gesinnungen der Treue der Ar- 
menier zu ändern. Der Sultan hege noch immer die gleiche Sympathie 
für die Armenier und sei besonders befriedigend über die Kundgebung der 
Treue der armenischen Notabeln. Schließlich drückte der Sultan die feste 
Zuversicht aus, die Unterzeichner der Adresse würden die Verirrten auf den 
rechten Weg zurückführen. 
2. Bulgarien. 
7. Januar. Der Prospekt der von Rußland beanstandeten 
Anleihe wird in Wien ausgegeben. (Vgl. Jahrgang 1886, 
p. 293, 294). 
Bulgarische Blätter, unterstützt von österreichischen und eng- 
lischen, rechtfertigen die Verpfändung der Eisenbahnen gegenüber 
Rußlands Hinweis auf den Berliner Traktat damit, daß die be- 
treffenden Linien zur Zeit des Kongresses noch gar nicht existierten. 
11. Januar. Die „Bulgarie“ veröffentlicht nach Dokumenten 
ein Verzeichnis der „Gratifikationen“, welche Fürst Dondukow 
als russischer Kommissär in Bulgarien (1878/79) sich selbst und 
anderen russischen Beamten aus bulgarischen Mitteln ausgezahlt 
hat. Dieselben belaufen sich auf 1 Million Mark. 
1. Februar. Major Paniza wird wegen Verdachts einer 
Verschwörung verhaftet. 
3. Februar. Sechs weitere Verdächtige werden verhaftet. 
7. Februar. Die „Agence balcanique"“ meldet, Paniza habe 
den Prinzen Ferdinand zu Gunsten des Fürsten Alexander zu be- 
seitigen gestrebt, sowie Stambulow und Mutkurow ermorden wollen; 
ferner berichtet sie:
	        
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