304 Mittel= und Südamerika. (Jan. 26.— April 28.)
26. Januar. (Brasilien.) Die Einführung der Zivilehe
wird dekretiert.
6. Februar. (Brasilien.) Infolge einer „militärischen Be-
wegung"“ wird der Präsident Fonseca zum Generalissimus er-
hoben.
13. Februar. (Peru.) Ein neues Ministerium wird unter
dem Präsidium Irigoyens gebildet.
Ende März hat sich der panamerikanische Kongreß zu
Philadelphia über folgende Vorschläge geeinigt:
Erstens ist der Plan eines internationalen Schiedsgerichts zwischen
den Vereinigten Staaten, Mexiko, Zentral- und Südamerika angenommen,
so daß alle Streitigkeiten zwischen einzelnen Staaten von diesem Schieds-
gerichte entschieden werden. Kommt die Mehrheit der Schiedsrichter zu einer
Entscheidung, mit welcher sich eine Minderheit nicht einverstanden erklärt,
so soll die Entscheidung der Mehrheit gelten. Die Einsetzung von Schieds-
gerichten soll aber nicht zum Deckmantel von Annexionen gemacht werden,
weshalb Fragen, bei denen es sich um die Unabhängigkeit des Landes han-
delt, ausgeschlossen find.
Ferner hat man sich über ein einheitliches System von Zollregula--
tionen, Warendeklaration, Klassifikation und Abschätzung von Waren, sowie
über Sanitätsvorrichtungen auf Schiffen und über Ouarantäne geeinigt.
Desgleichen über den Plan einer internationalen Eisenbahn, welche die
Kontinente der Länge nach durchziehen soll, sowie über eine Verbindung der
Staaten zur See durch Postdampferlinien mit Fracht= und Personen-Verkehr.
Außerdem ist eine Einigung über den Schutz der Patentrechte, der Handels-
marken, über gleiche Maße und Gewichte zu stande gekommen. Bezüglich
einer einheitlichen Silbermünze und Silberprägung soll eine besondere Silber-
kommission, die von den Staaten beschickt wird, entscheiden. Endlich hat
man sich auch über einen Vertrag der Auslieferung von Verbrechern geeinigt,
in welchem politische Verbrecher von der Auslieferung befreit sind.
17. April. (Brasilien.) Der Religionsunterricht in den
Staatsanstalten wird aufgehoben.
19. April. Der panamerikanische Kongreß nimmt in
seiner Schlußsitzung eine Resolution des Inhalts an, daß während
des Bestehens eines Schiedsgerichtsvertrages der Grundsatz der Er-
oberung keine Geltung im amerikanischen öffentlichen Recht haben
soll, und alle Gebietsabtretungen während der Dauer eines solchen
Vertrages null und nichtig sein sollen, wenn sie infolge einer
Drohung mit Krieg oder wegen der Gegenwart einer bewaffneten
Macht erfolgt sind.
28. April. Die Vertreter der Vereinigten Staaten und von
Guatemala, Nicaragua, San Salvador, Honduras, Bolivia, Ecuador,
Haiti und Brasilien unterzeichnen das auf dempanamerikanischen
Kongreß getroffene Uebereinkommen, welches empfiehlt, alle unter