234 Frankreich. (Februar 3.—18.)
einen der Ruhmessterne Frankreichs und der ganzen Welt und nimmt leb-
haften Anteil an dem Schmerz, welchen der Tod des Meisters in seiner
Heimat hervorruft. Se. Majestät beauftragt mich, Ew. Excellenz zu bitten,
dies dem Institut zu übermitteln, welches es sich immer zur Ehre rechnen
darf, Meissonnier unter seine Mitglieder gezählt zu haben.
Die Akademie beauftragt ihren ständigen Sekretär, ihrem
Dank für die Beileidskundgebung Ausdruck zu geben.
3. Februar. Anläßlich der Wiedereröffnung der französischen
Kammer erläßt der Kardinal Lavigerie an den Klerus von
Algier einen Hirtenbrief, in welchem er Gebete für das französische
Parlament anordnet und die Bildung einer großen katholischen
Union anempfiehlt, welche die republikanische Regierung anerkennen
und die katholische Aktion von jener der alten Parteien trennen solle.
4. Februar. Jules Ferry, zum Präsidenten der Zollkom-
mission des Senats gewählt, hält eine Ansprache.
Er empfiehlt, nach einer billigen Verständigung zu streben. Eine öko-
nomische Isolierung Frankreichs wäre eine verhängnisvolle Utopie. Der
Senat werde es verstehen, Klugheit mit Entschiedenheit zu verbinden und
zu handeln, ohne zu erschüttern; die Methode des Umsturzes sei keine
Methode.
10. Februar. (Paris.) Eine Note der belgischen Regierung
kündigt den belgisch-französischen Handelsvertrag.
Mitte Februar. Bischof Freppel reist nach Rom und hat
zwei Audienzen beim Papst, um der Politik des Kardinals Lavi-
gerie entgegenzuwirken. Der Papst aber beharrt dabei, daß die
Kirche sich auch mit der republikanischen Staatsform vertrage.
18. Februgr. Nachts. Die Kaiserin Friedrich mit Prin-
zessin Margarete trifft in Paris ein und steigt bei dem Botschafter
Grafen Münster ab. Das Publikum verhält sich schweigend und
ehrerbietig. Viele hervorragende Persönlichkeiten, Ribot, General
Brugere, Gallifet, Ferry und andere schreiben sich am andern Tage
auf der deutschen Botschaft ein.
Die Presse äußert sich meist sehr liebenswürdig:
„Paris“ macht auf das ruhige und höfliche Auftreten der Bevölkerung
aufmerksam und meint, vor einigen Jahren wäre dies nicht möglich gewesen.
Das Blatt sieht diesen Umstand als ein Zeichen der Besserung der Verhält-
nisse der Nachbarstaaten an. Nach einem Vergleich der Kaiserinnen Friedrich
und Eugenie "welche auch grade in Paris weiltl] schließt der „Paris“: Das
Volk in seinem gesunden Menschenverstande ließ für die deutsche Kaiserin,
wenn auch keine wahre Zuneigung, so doch wohlwollende Neugier durchblicken,
da diese den Krieg nur geduldet hatte, und sparte seine eisige Kälte für die
andere, die Adoptiv-Französin, auf, welche ihn aus Ehrgeiz entfesselt hatte.
Der Gaulois feiert die hohe Frauentugend der Kaiserin Friedrich
und ihre Gerechtigkeit in der Beurteilung Frankreichs. An die künstlerischen
Neigungen Kaiser Friedrichs anknüpfend, schreibt die sonst so deutschfeind-