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Jedermann wisse, wie die Gefühle erwidert worden seien. Die Vorgänge
von Kronstadt hätten in den kleinsten Ortschaften Frankreichs Wiederhall
gefunden. Unvergessen dürfe aber auch nicht bleiben, weder das, was vor-
ausgegangen, noch das, was darauf gefolgt sei. Ueberall hätten die fran-
zösischen Matrosen den Namen Frankreichs höher geachtet, ja geliebt gefunden
und in Dänemark, Schweden und Norwegen die rührendsten Kundgebungen
erlebt. In Portsmouth, wo die Königin selbst die französische Flotte habe
Revue passieren lassen, sei der Flotte die großartigste und liebenswürdigste
Aufnahme zu teil geworden. Alle Welt habe einen Eindruck bekommen, der
nicht erlöschen werde. (Lebhafter Beifall.) Es ergebe sich hieraus, daß sich
Frankreich in einer neuen Lage befinde, was aber nicht etwa bedeute, daß
es sich einer neuen Politik anzupassen habe. Die bisher befolgte Politik sei
eine so günstige gewesen, daß man sie nicht aufgeben dürfe an dem Tage,
wo ihr Wert vor aller Augen zu Tage trete, und wo Frankreich beginne,
die Früchte derselben einzuernten. In dem Augenblicke, wo wir mit der
größten Würde in Frieden leben können, werden wir uns nicht dem aus-
setzen, den Frieden zu gefährden. Frankreich, im Bewußtsein seiner Stärke
voll Vertrauen auf die Zukunft, werde fortfahren, die Klugheit und das
kalte Blut zu zeigen, die ihm die Achtung der Völker verschafften und dazu
beitrügen, ihm den Rang wieder zu geben, den es in der Welt einneh-
men müsse.
30. September. (Brüssel.) General Boulanger tötet sich
durch einen Revolverschuß am Grabe der Madame Bonnemain.
4. Oktober. (Nizza.) Bei der Enthüllung des Garibaldi-
denkmals spricht der französische Regierungsvertreter bemerkenswerte
Worte des Friedens.
Nachdem der Maire von Nizza, Malaußena, sowie die Deputierten
Raiberti und Borriglione den Manen Garibaldis für die einst Frankreich
geleistete Hilfe gedankt und in seiner Person das Symbol der Einigung
zwischen den Bölkern begrüßt hat, bespricht der Schwiegersohn Garibaldis,
General Canzio in längerer Rede die politische Lage und wendet sich gegen
die Verdächtigungen, welche zwischen Frankreich und Italien ausgestreut
würden. Die Enthüllung des Denkmals biete eine günstige Gelegenheit,
feierlich die Eintracht in den Empfindungen und Entschließungen beider
stammverwandter Nationen zu betonen, die bestimmt seien, ohne gegenseitige
Eifersucht ein gemeinsames großes Ziel zu verfolgen. Der Deputierte Ranc
weist die Anschuldigung zurück, als beabsichtige die Republik eine Wieder-
herstellung der weltlichen Machtstellung des Papstes und fordert die Italiener
auf, sich nicht durch eitle Manifestationen einnehmen zu lassen. Es sei die
Pflicht der freien Presse in beiden Ländern, den Nebel gegenseitiger Ver-
dächtigungen zu zerstreuen und klar zu stellen, daß die Interessen des fran-
zösischen und italienischen Volkes einander nicht widerstreitend seien, und
daß ein Kampf zwischen beiden Nationen ein Verbrechen gegen die Zivili-
sation, die Freiheit und Unabhängigkeit Europas wäre. Der Finanzminister
Rouvier hebt hervor, die heutige Feier bringe in dem gemeinsamen Gefühl
der Dankbarkeit und Bewunderung die Söhne der beiden durch das unver-
gängliche Band gemeinsamer Abstammung geeinigten Nationen einander
näher. Ganz Frankreich teile dieses Gefühl, es könne nicht vergessen, was
Garibaldi für dasselbe in den Tagen des Unglücks gethan. Der Minister
erinnert dann an die außergewöhnliche Laufbahn Garibaldis und deren zwei
Höhepunkte, die Einigung Italiens und die Erhebung Roms zur nationalen
Hauptstadt. Garibaldi, so fügt er hinzu, hätte selbst eine schönere Apotheose