Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achter Jahrgang. 1892. (33)

Die Oesterreitisqh-Angarise Moenarchie. (Mai 27.—Juni 21.) 227 
27. Mai. (Wien.) Der Staatseisenbahnrat verneint die 
Frage der Erhöhung der Frachttarife mit zwei Stimmen Majorität. 
31. Mai. (Pest.) Das Abgeordnetenhaus nimmt den Antrag 
Iranyis betreffend die freie Ausübung der Religion und die Gleich- 
berechtigung der Konfessionen einstimmig an. 
1. Juni. (Wien.) Der Führer der Deputation siebenbürgi- 
scher Rumänen, Ratiu, überreicht dem Chef der Kaiserlichen Kabi- 
nettskanzlei, Frhrn. v. Braun, ein in deutscher, ungarischer und 
rumänischer Sprache abgefaßtes Memorandum, die Beschwerden der 
Rumänen enthaltend. 
1. Juni. (Pest.) Heftige Szenen im Abgeordnetenhause, weil 
eine deutsche Zeitung von „Oesterreich" statt von „Oesterreich- 
Ungarn“ gesprochen hat. Die Opposition greift deshalb die unga- 
rischen Minister an. (Vgl. 27. April.) 
6.—9. Juni. In Pest wird das 25jährige Krönungsjubi- 
läum des Kaisers als König von Ungarn in glanzvoller Weise 
gefeiert. 
6. Juni. Ueber die tschechische Demonstration in Nancy val. 
Frankreich. 
10. Juni. Schluß des sozialdemokratischen Parteitags. Eine 
Einigung sämtlicher sozialistischer Gruppen wurde nicht erreicht. 
11. Juni. (Wien.) Der Valutaausschuß beschließt, zunächst 
das Anleihegesetz zu beraten. Die Jungtschechen und Deutschnatio- 
nalen legen gegen diesen Beschluß Verwahrung ein, da er der Be- 
ratung anderer Fragen präjudiziere, und verlassen mit den Kleri- 
kalen den Beratungssaal. 
18. Juni. Ankunft des Fürsten Bismarck in Wien. 
Es kommen dabei Tumulte zwischen der Polizei und dem Publikum 
vor, wobei mehrere Verhaftungen vorgenommen und verschiedene Personen 
verletzt werden. 
21. Juni. In Wien findet die Vermählung des Grafen 
Herbert Bismarck mit der Gräfin Hoyos statt. Fürst Bis- 
marck wird vom Kaiser Franz Joseph nicht empfangen. Vom 
Hofe und von der Diplomatie wohnt niemand der Trauung bei. 
Bei der Tafel hält Fürst Bismarck folgenden Toast: 
„Ich danke zunächst dem Herrn Grafen Andrassy für die Erinnerung 
an die politische Vereinigung der beiden großen Reiche, denen wir ange- 
hören, eine Verbindung, zu deren Zustandekommen sein Herr Onkel, mein 
treuer Freund, so viel beigetragen hat. Der Sympathie zu Oesterreich- 
Ungarn bin ich bis zu diesem Augenblick treu geblieben und werde ihr 
immer treu bleiben, weil sie der natürliche Ausdruck unseres Herzensbedürf- 
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