Großbrilannien. (Mai 4. — Juni 16.) 255
durch welche den unverehelichten weiblichen Personen das legislative
Wahlrecht verliehen werden sollte, ab. Die Regierung behandelt
den Gegenstand als offene Frage, der Erste Lord des Schatzes,
Balfour, unterstützt jedoch die Bill sehr energisch, Gladstone be-
kämpft sie.
4. Mai. Im Unterhaus beantragt der Gladstonianer Haldane
die zweite Lesung seiner Bill, betreffend den Ankauf von Grund
und Boden durch die Lokalbehörden. Die Vorlage verleiht den
Grafschafts= und Borough-Räten die Befugnis, Grundstücke zu
expropriieren, wenn es im Interesse der von ihnen vertretenen Be-
völkerung ist. Die Bill ist vor allem gegen die städtischen Grund-
eigentümer gerichtet. Sie wird mit 223 gegen 148 Stimmen
abgelehnt.
13. Mai. Durch einen Antrag Webster wird den des Schrei-
bens unkundigen Wählern das Wahlrecht entzogen.
1. Juni. Der Ausstand der Bergleute von Durham ist nach
zwölfwöchiger Dauer beendet. Die Grubenbesitzer ermäßigen die
Forderung der Lohnreduktion von 13½ auf 10 Prozent.
Anf. Juni. Der Fürst von Bulgarien besucht England und
wird vom Hof, Regierung und Bevölkerung in auszeichnender Weise
empfangen.
11. Juni. Unterhaus. Die Bill, betreffend die Konvertie-
rung der Schatzbons mittels Ausgabe von 13 Millionen 2 iger
Konsols, wird in dritter Lesung angenommen.
13. Juni. Im Unterhause verkündigt der Leiter des Hauses,
Balfour, daß die Kleinstellen-Bill, die irische Ratsbill, die Bank
of England Remuneration Bill und die kirchliche Disziplinar-Bill
noch erledigt werden sollen. Die irische Lokalverwaltungs= und die
Zehnten-Bill stießen auf zu großen Widerstand, als daß ihre Er-
ledigung in dieser Session erhofft werden könne.
16. Juni. Das Unterhaus nimmt die irische Unterrichtsbill
in dritter Lesung an.
16. Juni. Gladstone empfängt in London eine Deputation
des Londoner Gewerkvereinsrates, welcher ihn um seine Bemühungen
für den achtstündigen Arbeitstag angeht. Gladstone erklärt, er habe
den Rest seines Lebens der Homerule-Frage gewidmet und könne
dieselbe in seinem Alter nicht mehr mit der Frage des Achtstunden-
tages vertauschen. Die Gesetzgebung biete in dieser Frage große