Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 11.) 191 
(20.710,000) M., Reichsheer 34,167,892 (92,728,425) M. Marine 7,342,800 
(4,231, 200) M. Eisenbahnverwaltung 4,781,000 (12,605,750) M. 
Von den Einnahmen sind veranschlagt: Zölle 347,612,000 (349,706,000) 
Mark, Tabaksteuer 11,331,000 (11,082,000) M., Zuckersteuer 77,097,000 
(75,406,000) M., Salzsteuer 43,657,000 (42,742,000) M., Maischbottich- und 
Branntweinmaterialsteuer 18,820,000 (17,988,000) M., Verbrauchsabgabe 
von Branntwein 98,957,000 (100,093,000) M., Brausteuer 25.603,000 
(24,856,000) M.,, Spielkartenstempel 1,312,030 (1,255,030) M., Wechselstempel 
7,727,000 (7,588,000) M., Börsensteuer 41,242,000 (24,524,000) M., Post- 
und Telegraphenverwaltung: Einnahme 279,138,390 (270,768,400) M., Aus- 
gabe 251,205,581(242,364,383) M. Mithin Ueberschuß 27,932,879 (28,404,017) 
Mark. Ueberschuß der Eisenbahnverwaltung 23,173,000 (23,081,100) M., 
Bankwesen 7,182,100 (7,244,800) M., Ueberschüsse früherer Jahre (14,476,980 
(1,372,033) M., Matrikularbeitrag 413,567,385 (397,507,820) M. Durch An- 
leihe sollen gedeckt werden 44,375,411 (118,339,575) M. 
Der Schatzsekretär betont die Notwendigkeit, die Einnahmen des 
Reichs zu vermehren und sagt am Schlusse seiner Rede: Wenn Sie sich nun 
unparteiisch das Bild vergegenwärtigen, das Ihnen dieser Etatsentwurf 
gibt, so müssen Sie dreierlei zugestehen. Erstens: wir stehen unzweifelhaft, 
wie bisher, vor steigenden Ausgaben, wir stehen andererseits auch vor 
schwankenden Anforderungen an die Steuerkraft der Einzelstaaten, denn in 
jedem Etat sind Faktoren, wie ich Ihnen ausgeführt habe, die so wechselnder 
Natur sind, daß sie einen um 50 bis 60 Millionen größeren Fehlbetrag 
gegenüber dem vorliegenden Etat herbeiführen können, sobalb andere Ver- 
hältnisse eintreten. Meine Herren, wir stehen ferner vor einer steigenden 
Verschuldung, ohne bisher auch nur die Möglichkeit gesehen zu haben, an 
die Tilgung unserer Schulden zu denken. Darüber darf man sich keine 
Illusionen machen, daß das Reich fortgesetzt auch wieder Anleihekredite wird 
in Anspruch nehmen müssen, und daß jeden Augenblick neue Forderungen 
eintreten können, die uns dazu zwingen. Das ist unzweifelhaft. Aber ge- 
rade diese Aussicht muß uns dazu führen, auf irgend einem finanzerefor- 
matorischen Wege mindestens die Möglichkeit zu geben, eine allmähliche 
Schuldentilgung als Gegengewicht einzuführen. Meine Herren, ich bitte 
Sie, bei Beurteilung dieses Etats nicht auszugehen von der vorliegenden 
Spannung von 33½ Millionen, sich nicht damit zu trösten, daß das lau- 
fende Jahr ein besonders günstiges Bild bietet, daß sich die steigenden Ein- 
nahmen gegenüber dem Etatsanschlag für 1895 96 wiederholen könnten und 
auch vielleicht für 1895 96 die Spannung zwischen Matrikularbeiträgen und 
Ueberweisungen eine geringere sein wird. Meine Herren, darum handelt 
es sich nicht. Das ist eine ganz nebensächliche Frage, wenn man von einer 
Finanzreform im Reiche spricht, ob die Spannung 10 Millionen oder 30 
Millionen beträgt, sondern es handelt sich darum, endlich die Einzelstaaten, 
die in ihren Haushalten durch den jesigen Zustand erheblich gefährdet 
werden, zu schützen gegen wechselnde Anforderungen der Reichs-Finanzver- 
waltungen. Ich habe an sämtliche Regierungen der Einzelstaaten die An- 
frage gerichtet, wie sich ihre Verhältnisse stellen würden, wenn diese Lücke 
zwischen Ueberweisungen und Matrikularbeiträgen nicht durch neue Ein- 
nahmen gedeckt wird. Aus Preußen habe ich die Antwort bekommen: wir 
stehen dann vor einem Defizit von 35 Millionen, das durch Schulden zu 
decken ist, von den anderen Einzelstaaten habe ich die Antwort bekommen: 
wir müßten entweder angesammelte Reservekapitalien, die zu ganz anderen 
Zwecken bestimmt sind, zum Schaden des Landes verwenden, um den An- 
forderungen der Reichs-Finanzverwaltung nachgeben zu können, oder wir 
sind gezwungen, steigende Einkommensteuern einzuführen. Meine Herren, 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.