216 Die Gesterreichisch- Angemische Monarchie. (Juni Mitte —22.)
Mitte Juni. (Galizien.) Zahlreiche Cholerafälle in
Galizien.
16. Juni. (Pest.) Das Abgeordnetenhaus nimmt die
Valutavorlage an.
16. Juni. (Prag.) Zweisprachige Straßentafeln.
Die Statthalterei hebt die Verordnungen des hiesigen Magistrats
auf, welche die Beseitigung der von Privatpersonen angebrachten Straßen-
tafeln verfügten. In dem Erlasse der Statthalterei wird bemerkt, daß sich
der Bürgermeister durch Androhung der in der kaiserlichen Verordnung vom
20. April 1854 enthaltenen Strafbestimmungen ein ihm nicht zustehendes
Recht angemaßt habe. (Vgl. 12. August.)
18. Juni. (Pest.) Abgeordnetenhaus. Russischer Handels-
vertrag.
Finanzminister Lukacs legt dar, daß der Vertrag die Landwirtschaft
nicht schädige, da die Tarife nicht herabgesetzt seien. Das Haus nimmt
hiernach den Handelsvertrag mit großer Mehrheit an.
18. Juni. (Krakau.) Kardinal Fürstbischof Dunajewski f.
21. Juni. (Wien.) Materielle Lage der Staatsbeamten.
Der Kaiser empfängt eine Deputation der Staatsbeamten, welche ihm
die Petition um Verbesserung ihrer Lage unterbreitet, und entgegnet der-
selben, daß er die traurige Lage der Staatsbeamten erkenne. Er werde sich
über die Angelegenheit, deren Ordnung finanziellen Schwierigkeiten begegne,
Bericht erstatten lassen und sehe ein, daß eine Abhilfe notthue. Was sich
thun lasse, werde geschehen.
Im Juli tritt eine Konferenz von Vertretern der verschiedenen Mi-
nisterien zusammen, um über die Aufbesserung der Gehälter zu beraten.
21. Juni. (Pest.) Magnatenhaus. Debatte über die Zivilehe.
Nachdem mehrere Redner für und gegen die Vorlage gesprochen
haben, erklärt der Justizminister Szilagyi, der Verlauf der Debatte habe
bewiesen, daß die der Reform feindliche Opposition einig in der Negation,
jedoch uneinig in ihren Abänderungsanträgen sei. Er betont, daß die fakul-
tative Zivilehe von der Kirche schärfer angefochten werde, als die obliga-
torische. Die Regierung sei unter Aufrechterhaltung ihrer Prinzipien, zu
denen die obligatorische Form der Zivilehe gehöre, bereit, alles zur Be-
ruhigung des religiösen Gewissens zu thun. Er hofft von der Vorlage das
Ersprießen eines neuen Lebens auf dem Gebiete der Religiosität.
In namentlicher Abstimmung wird hierauf mit 128 gegen 124 Stim-
men beschlossen, den Zivilehegesetzentwurf als Grundlage der Spezialdebatte
anzunehmen.
22. Juni. (Pest.) Magnatenhaus. Annahme der Zivilehe.
Nachdem mehrere Zusatzanträge des Primas Vaszary abgelehnt
sind, beantragt Aladar Andrassy folgenden Zusatz: „Dieses Gesetz läßt
die religiösen Pflichten unberührt.“ Der Justizminister ertlärt ihn für über-
flüssig, hat aber nichts dagegen einzuwenden. Der Zusatz wird mit 114
gegen 79 Stimmen angenommen und das ganze Gesetz in 2. und 3.
Lesung genehmigt.
Juni. (Ungarn.) Überschwemmungen.
Im Thale des Waagflusses finden verheerende Ueberschwemmungen