218 Die Gekerreict#is- Angerisege Menarcie. (Juli 13.—Ende.)
13. Juli. (Pest.) Memorandumprozeß. (Vgl. S. 210.)
Die königl. Kurie verwirft sämtliche Nullitätsklagen der im Klausen-
burger Memorandumprozeß Verurteilten.
Das lrteil findet nicht überall Beifall; so tadelt der klerikale „Ma-
gyar Allan“" die Verurteilung und führt aus, man müsse fie nun be-
gnadigen und ihren berechtigten nationalen Wünschen Gehör schenken.
14. Juli. (Prag.) Versammlung jungtschechischer Abgeord-
neter. Veränderung der Opposition.
Da sich in der Oeffentlichkeit häufig Unzufriedenheit mit der Thätig-
keit der jungtschechischen Vertreter geäußert hat, wird beschlossen, die bis-
herige Art der Opposition gegen die Regierung aufzugeben und eine ernste,
sachliche, parlamentarische Opposition zu beginnen. Die Partei will aber
an der Feindschaft gegen das Koalitionsministerium und an ihrem staats-
rechtlichen Programm festhalten.
Infolge dieser Beschlüsse kommt es zu wiederholtem Zwist zwischen
dem gemäßigteren Teile und dem radikalen, zur Omladina neigenden Flügel
der Partei.
19.—26. Juli. (Ungarn.) Rundreise des Ministers des
Innern Hieronymi in Siebenbürgen. Seine Aufnahme. Ma-
gyaren und Rumänen. Osterreich-Ungarn und Rumänien.
Der Minister hält u. a. Ansprachen in Klausenburg und Kolozs,
in denen er die Bestrebungen der rumänischen Nationalpartei scharf tadelt
und namentlich ihre Forderung, den rumänischen Wahlzensus zu ändern,
bekämpft. Allen thatsächlichen Uebelständen werde die Regierung abhelfen,
aber gegen die Versuche, einen Teil des ungarischen Staates loszureißen,
mit schonungsloser Strenge einschreiten.
Der Minister wird überall von den Magyaren und Sachsen lebhaft
begrüßt, die Rumänen halten sich dagegen zurück. Auch Unterredungen mit
Führern der rumänischen Partei führen zu keiner Annäherung, da die Ru-
mänen ihr Programm nicht aufgeben wollen und zu der Regierung kein
Vertrauen haben. In extrem magyarischen Kreisen werden die versöhnlichen
Bestrebungen des Ministers ebensowenig anerkannt, sie werden als würde-
loses Entgegenkommen bezeichnet.
Die rumänische Bewegung wird in Ungarn vielfach auf Unterstützung
des Königreichs Rumänien zurückgeführt; die Presse fordert sogar energische
Vorstellungen in Bukarest. Infolgedessen macht sich eine Spannung zwischen
Oesterreich-Ungarn und Rumänien bemerkbar.
23. Juli. (Pest.) Graf Festetics wird zum Ackerbauminister
ernannt.
Ende Juli. (Lemberg.) Polnische Versammlungen und
Propaganda.
In Lemberg tagen gelegentlich der Ausstellung mehrere polnische
Kongresse, so der polnische Aerzte= und Naturforschertag und der polnische
Journalisten= und Schriftstellertag. Dieser beschäftigt sich mit dem Polen-
tum in Oesterreich-Schlesien und nimmt folgende Resolution darüber an:
„Die polnische Sache in Schlesien, das heißt die Erhaltung der polnischen
Nationalität und deren Verbreitung, die Aufklärung in Schlesien auf na-
tionaler Grundlage, wird als eine Sache der ganzen Nation und der pol-
nischen Gesellschaft erklärt, insbesondere wird eine dahin zielende ständige