Sie Geslerreichisc-Augarische Mmarchie. (September 11.—14.) 221
chen) das zur Genugthuung und bestärke ihn in der Ueberzeugung, daß der
Thron im galizischen Adel eine feste Stütze finden werde. Beim Empfang
anderer Deputationen sprach der Kaiser die Ueberzeugung aus, daß für
Galizien nur dasjenige vorteilhaft und mit seiner Bestimmung vereinbar
sei, was dem allgemeinen Staatsinteresse und der politischen Lage der Mo-
narchie entspreche. Die Berücksichtigung nationaler Eigentümlichkeiten und
historischer Traditionen habe das Band zwischen dem Gesamtstaate und
Galizien noch fester geknüpft, so daß man der Zukunft getrost entgegen-
sehen könne. (7. Sept.)
Beim Besuche der Ausstellung spricht der Kaiser in seiner Erwide-
rung auf die Ansprachen in polnischer und ruthenischer Sprache den Wunsch
aus, Galizien möge sich in einträchtiger, ernster Arbeit zu jener hohen
Stufe wirtschaftlicher Bedeutung erheben, welche zu erreichen es durch die
natürlichen Quellen seines Wohlstandes, wie durch die angeborenen Cha-
raktereigenschaften seines Volkes berechtigt sei. (8. Sept.)
11. September. (Lemberg.) Toast auf den Zaren.
Bei der Hoftafel bringt der Kaiser aus Anlaß des Namensfestes
des Zaren folgenden Trinkspruch aus: „Auf das Wohl meines teuren
Freundes, des Kaisers Alexander, den Gott erhalte!“ Die Militärkapelle
intoniert die russische Hymne.
12. September. (Wien.) Dank des Kaisers.
Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein kaiserliches Handschreiben
an den Statthalter von Galizien Grafen Badeni, worin dieser beauf-
tragt wird, der gesamten Bevölkerung Galiziens den innigsten Dank des
Kaisers für die zahlreichen ergreifenden Beweise patriotischer Gesinnung und
den ihm bereiteten herzlichen Empfang zur Kenntnis zu bringen. Ferner
teilt das amtliche Blatt ein kaiserliches Handschreiben an den Fürsten
Sapieha mit, in welchem der Kaiser seinen Dank und seine volle Aner-
erkennung ausspricht für das durch einträchtiges Zusammenwirken beider
Volksstämme in der galizischen Landesausstellung geschaffene Werk, das zu
der Zuversicht berechtige, daß sich der wirtschaftliche Wohlstand der Bevöl-
kerung immer glücklicher entfalten werde.
12. September. (Lemberg.) Preußische Polen in Galizien.
Unter Führung des Abg. Cegielski und des Dr. Kußtelan treffen
zahlreiche Polen aus Posen in Lemberg ein, wo fie glänzend empfangen
werden. In der Begrüßungsrede sagt Fürst Sapieha: „Die Zeist ist ge-
kommen, die Welt daran zu erinnern, daß wir leben und die Polen hinter
der Kultur anderer Nationen nicht zurückgeblieben sind. Heute sind wir
alle zur Einsicht gelangt, daß wir uns jetzt jener Waffen, mit denen wir
früher gekämpft haben, nicht mehr bedienen können. Die Polen haben es
immer wohlverstanden, aufzufassen, wie sie im gegebenen Augenblick vorzu-
gehen haben. Früher wandelten sie andere Bahnen, jetzt wird das Schlag-
wort ausgegeben: „Entwicklung und Fortschritt". Im Sinne dieser Parole
haben sie ihre Haltung eingerichtet. Niemals find wir hinter der euro-
päischen Zivilisation zukückgeblieben, weder damals, als wir ein besonderes
Reich bildeten, noch jetzt, da wir es zu sein aufgehört haben.“ Dr. Kuß=
telan erwidert, daß alle Polen Kinder einer und derselben Mutter seien.
Eine neue Epoche habe jetzt begonnen, eine Epoche der organischen Arbeit.
Auf diesem Gebiete hätten die galizischen Polen glänzende Ergebnisse auf-
zuweisen. (Köln. Ztg.“)
14. September. (Pest.) Eröffnung der Delegationen.