Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

234 Nie Gekerreichisch-Angerische Monarchie. (Sept. 25.—Okt. 1.) 
25.—29. September. Der Kaiser in Begleitung des Königs 
von Sachsen und des Fürsten Windischgrätz nach Steiermark zur 
Hochwildjagd. 
25. September. (Pest.) Der Reichstag tritt wieder zu- 
sammen. Das Magnatenhaus fährt in der Beratung der kirchen- 
politischen Vorlage fort. 
27. September. (Pest.) Konferenz der römisch-katholischen 
Bischöfe. 
Fürstprimas Vaszary verliest ein Schreiben des Papstes vom Ende 
Juli, in welchem der Papst den ungarischen Episkopat auffordert, nur die 
Aenderung des Gesetzes über die Religion der Kinder anzustreben, den 
übrigen Teil der kirchenpolitischen Reform aber zu dulden („Pati debere“). 
28. September. (Wien.) Versammlung des Vereins für 
Sozialpolitik, an der mehrere Minister teilnehmen. 
28. September. (Pest.) Oesterreich-Ungarn und Rumänien. 
Graf Kälnoky teilt dem Ausschuß der ungarischen Delegation für 
das Auswärtige mit, er habe infolge der Interpellationen der Delegierten 
Berzeviczy und Graf Apponyi in Bukarest Erkundigungen eingezogen und 
die Versicherung erhalten, daß die von den Interpellanten bemängelten 
Schulbücher einer durchgreifenden Revision unterzogen seien bezw. es noch 
werden. Wenn übrigens auch siebenbürgische Komitate als rumänisches 
Gebiet dargestellt wurden, so habe dies keine aggressive Tendenz. Auch 
Bessarabien und Macedonien seien früher als rumänisches Gebiet dargestellt 
worden. Die rumänische Regierung habe auch versprochen, daß in den 
Schulen keine inkorrekten Karten in Gebrauch bleiben sollen. (Vgl. 19. Sept.) 
30. September. (Budweis.) Hauptversammlung und Feier 
des 10jährigen Bestehens des Deutschen Böhmerwaldbundes. 
Die Wirksamkeit des Vereins ist besonders auf wirtschaftlichem Ge- 
biete erfolgreich. 
1. Oktober. (Pest.) Budget des Auswärtigen in der Plenar- 
sitzung der österreichischen Delegation. 
Die Jungtschechen Kaftan und Pacak legen dar, warum die sla- 
vischen Bölker mit Ausnahme der Polen dem Dreibunde feindlich gesinnt 
seien, besprechen das Verhältnis der Balkanstaaten zu Oesterreich und er- 
klären, solange es in Oesterreich unzufriedene Nationalitäten gebe, würden 
sie Kälnoky kein Vertrauen votieren. Bareuther und Fournier be- 
streiten den Jungtschechen das Recht, im Namen des böhmischen Volkes zu 
sprechen, Barvinski (Ruthene) erklärt seine Zustimmung zu der auswärtigen 
Politik Oesterreichs. Graf Kälnoky weist die Angriffe der Jungtschechen 
auf den Dreibund zurück und sagt über die Balkanstaaten: Man müsse es 
den Serben überlassen, ihre eigenen Angelegenheiten nach Gutdünken zu 
regeln; er wünsche, daß bald die notwendige Stabilität erreicht werde. 
Die Regierung werde sich in Bulgarien nicht einmengen und wünsche, daß 
die durch die Annexion Ostrumeliens geschaffenen Verhältnisse geregelt und 
von Europa anerkannt werden möchten. Die Regierung werde ihrerseits 
ihr Nbglichstes thun, da geordnete Balkanverhältnisse die Friedensgewähr 
erhöhten.
	        
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