236 Jie Gesterreihis-Augarische Menarie. (Oktober 8.—16.)
tretungen verlangen, daß alle deutschen Parteien im Parlament die Absicht
der Regierung vereiteln sollen.
8. Oktober. (Pest.) Das Magnatenhaus lehnt den Gesetz-
entwurf über die Rezeption der Juden mit 109 gegen 103 Stim-
men ab.
9. Oktober. (Pest.) Das Magnatenhaus nimmt den Gesetz-
entwurf über die Religion der Kinder mit einigen von der Re-
gierung gebilligten Anderungen einstimmig an.
9. Oktober. (Pest.) Abgeordnetenhaus. Budget.
Der Finanzminister Dr. Wekerle legt das Budget vor. Darin
werden die Gesamtausgaben auf 467,792,748 fl. veranschlagt, die Einnahmen
auf 467,811,057 fl. Der Ueberschuß beträgt somit 18,309 fl., gegenüber
111,000 fl. im Vorjahre. Die Bilanz des Ordinariums ergibt einen Ueber-
schuß von 24,322,000 fl. Die Ausgaben find gegenüber dem Vorjahre um
26 Millionen höher, die Einnahmen um 28,400,000 fl. höher veranschlagt.
Der Finanzminister glaubt, daß die Erhöhung der Voranschläge durch die
thatsächlichen Ergebnisse der Schlußrechnungen für 1893 und durch die
bisherigen Einnahmen für 1894 vollkommen gerechtfertigt würden.
10. Oktober. (Pest.) Magnatenhaus. Matrikelführung.
Der Gesetzentwurf über die staatliche Matrikelführung wird, nachdem
Graf Ferdinand Zichy und Graf Szapary dagegen gesprochen haben, mit
großer Majorität angenommen. Damit ist die Einführung der Zivilehe
und der Zivilstandsregister gesichert.
12. Oktober. (Prag.) Österreich--Ungarn und Serbien.
Abg. Dr. Pacak erklärt in den „Narodni Listy“, daß er die an-
gebliche „österreichisch-serbische Konvention“ aus „nicht anzuzweifelnder
Quelle" erhalten habe. Die Konvention datiere vom 1. Januar 1882 und
sei im Januar 1894 abgelaufen, weshalb Graf Kälnoky mit Recht sagen
konnte, daß die Angelegenheit nicht mehr aktuell sei. (Vgl. 3. Okt.)
14. Oktober. (Prag.) Deutsche Parteien Böhmens.
Auf einer Versammlung der deutsch-böhmischen Vertrauensmänner
der deutsch-liberalen und deutsch-nationalen Parteien wird ein einstimmiger
Beschluß gegen die Errichtung der slovenischen Parallelklassen in Cilli ge-
faßt und gegen die Stimmen der Deutsch-nationalen die Zustimmung zur
Koalitionsregierung ausgesprochen.
14.—16. Oktober. Der König Alexander von Serbien besucht
den Kaiser in Pest.
Oktober. (Cisleithanien.) Kundgebungen für das allge-
meine Wahlrecht.
Im Lauf des Oktobers und der folgenden Monate kommt es in Wien
und den größeren Städten wiederholt zu Massendemonstrationen für das
allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht. So in Wien und Brünn am
7. Oktober, in Wien am 15. Oktober. Meist verlaufen die Demonstrationen,
die von sozialistischen und demokratischen Führern (Dr. Adler, Abg. Dr.
Pernerstorfer und Kronawetter) geleitet werden, ruhig, nur am 18. Okt.
kommt es in Wien zu einem Zusammenstoße mit der Polizei.
Oktober. Weinzollfrage.