Eroßbritannien. (März 5.—11.) 253
März. Preßstimmen über Gladstone.
Die Blätter der Pegierungspartei, vornehmlich die „Dealy News“
überhäufen Gladstone und seine Politik mit Lobsprüchen, die konservativen
erkennen seine große Bedeutung an, verweisen aber auf viele Schattenseiten
seiner Politik, so wirft ihm der „Dealy Telegraph“ vor, über unbedeutenden
Gesetzentwürfen der inneren Politik die englische Marine vernachlässigt zu
haben und die „Times“ konstatieren, daß er die liberale Partei in chaoti-
scher Verwirrung zurücklasse.
März. Aufnahme Roseberys.
Die Radikalen unter Führung Laboucheres protestieren dagegen,
daß ein Peer Premierminister werde und fordern Sir W. Harcourt als
Nachfolger Gladstones. Die Parnelliten bekämpfen ebenfalls Lord Rosebery
und beschuldigen Gladstone des Verrats an den Iren. Die große Mehr-
heit der Regierungspartei und der Antiparnelliten ist aber mit der Beru-
fung Roseberys einverstanden. Die Konservativen erhoffen von dem neuen
abemier eine Aenderung in der inneren Politik, was die „Dealy News“
ablehnen.
5. März. Schluß der Parlamentssession.
11. März. Eröffnung des Parlaments.
Die Thronrede lautet:
„Meine Lords und Gentlemen!
Ich bedauere, angesichts der kürzlichen Vollendung Ihrer anstrengenden
Arbeiten, Sie so bald entbieten zu müssen, um sie zu erneuern. Meine Be-
ziehungen zu den auswärtigen Mächten sind fortdauernd freundschaftlich
und befriedigend. Die Verhandlungen zwischen meiner Regierung und der
des Kaisers von Rußland zur Ordnung der Grenzfrage in Mittel-Asien
schreiten vorwärts im Geiste gegenseitigen Vertrauens und Wohlwollens,
welche jede Rofnung einer baldigen und billigen Regelung geben. Ver-
handlungen sind auch im Gange mit der Regierung der Vereinigten Staaten
zum Zwecke der Durchführung des Spruches des Schiedsgerichts über die
Frage des Robbenfanges in der Behringssee. Es freut mich auch, Ihnen
mitteilen zu können, daß die langwierigen und verwickelten Anordnungen
zur Feststellung der Grenze zwischen meinem birmanischen Gebiet und dem
des Kaisers von China zu befriedigendem Abschluß gelangt sind durch die
Unterzeichnung einer formellen Konvention. Zwei Zusammenstöße, verbunden
mit beklagenswertem Verlust an Menschenleben, haben kürzlich mit den
französischen kolonialen Streitkräften in Westafrika stattgefunden. Ich er-
warte das Ergebnis der Untersuchung, welche über diese bedauernswerten
Vorkommnisse eingeleitet worden ist, im vollen Vertrauen, daß dieselben in
ruhiger und würdiger Stimmung geprüft werden, wie es zwei großen Na-
tionen bei solchem Anlaß geziemt.
Gentlemen vom Hause der Gemeinen!
Die Voranschläge für den öffentlichen Dienst des Jahres werden
Ihnen vorgelegt werden. Dieselben machen, wie Sie finden werden, volle
und genügende Vorkehrungen für die Verteidigung des Reiches.
Meine Lords und Gentlemen!
Die kürzliche Besserung in der Lage Irlands ist beständig und sicht-
bar gewesen, und agrarische Verbrechen sind unter der Anwendung des ge-
wöhnlichen Gesetzes zum niedrigsten Punkt herabgesetzt worden, welcher in
den letzten 15 Jahren erreicht worden ist. Jedoch bedarf die Lage einer
erheblichen Anzahl vertriebener Pächter in jenem Lande ehestens der Be-
achtung, und es wird Ihnen eine Maßregel vorgelegt werden, um eine