Erankreith. (Januar 16. —Februar.) 261
Januar. Angriffe auf die Marineverwaltung.
Clémenceau erhebt in der „Justice“ schwere Anklagen gegen die
Marineverwaltung und beruft sich dabei auf amtliche Dokumente, die er von
Beamten des Marineministeriums erhalten haben will. In der Kammer
wiederholt Lockroy die Anklagen. Zur Untersuchung dieser Fragen ernennt
die Regierung eine außerparlamentarische Kommisston, der 7 Senatoren,
11 Abgeordnete und mehrere Regierungsvertreter angehören. (18. Jan.)
16. Januar. (Deputiertenkammer.) Rentenkonversion.
Die Konversion der 4½ /%igen Rente in eine 3½ %ige wird mit
495 gegen 1 Stimme angenommen. Ein Antrag Jaure “ (Soz.), den aus
der Konversion gewonnenen Nutzen zu einem Steuernachlaß für den bebauten
Grundbesitz zu verwenden, wird mit 306 gegen 201 Stimmen abgelehnt.
Der Senat genehmigt die Vorlage einstimmig. (17. Jan.)
20. Januar. Die Deputiertenkammer genehmigt den am
3. Oktober abgeschlossenen Vertrag mit Siam. (Vgl. Staats-Archiv
Bd. 56.)
27. Januar. (Deputiertenkammer.) Anarchistendebatte.
Die Interpellation des Sozialisten Clovis Hugues über die Ver-
haftungen von Anarchisten und die Haussuchungen führt zu einer stürmischen
Sitzung und zur Ausschließung des soz. Abg. Thivrier. Die Kammer lehnt
die von Clovis Hugues beantragte Tagesordnung, welche die Angriffe auf
die individuelle Freiheit tadelt, mit 441 gegen 73 Stimmen ab und nimmt
mit 408 gegen 64 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher die Zu-
stimmung zur Haltung der Regierung und das Vertrauen zu ihrem
seiten Biten, die Ordnung und die Ruhe aufrecht zu erhalten, ausge-
rückt wird.
29. Januar. (Deputiertenkammer.) Marineverwaltung.
Lockroy behauptet in der Kammer, die vom Parlament bewilligten
Gelder würden vorschriftswidrig verwendet, die Mannschaften ungenügend
ausgebildet, die Schiffe seien mangelhaft, die Küstenverteidigung sei schlecht
organifiert, die Magazine und Depots würden bestohlen und enthielten nicht
die gesetzlich vorgeschriebenen Vorräte. Ihm antwortet der Marineminister
Lefebvre. Lockroy's Verlangen, neben dem außerparlamentarischen Aus-
schuß eine parlamentarische Kommission zur Untersuchung dieser Fragen ein-
Kesen. wird von Casimir Perier bekämpft und von der Kammer abgelehnt.
(1. Febr.) Daß die Marineverwaltung im einzelnen verbesserungsbedürftig
sei, geben beide Minister zu.
Januar. Februar. Handelspolitik.
Der Zollausschuß der französischen Kammer beschließt eine Erhöhung
der Getreidezölle. In der Presse finden die hohen Zölle hier und da Wider-
spruch, weil man durch sie den russischen Getreidehandel zu ruinieren und
damit Rußlands Gunst zu verlieren fürchtet, zumal da sich Deutschland und
Rußland durch den Handelsvertrag einander nähern.
Februar. (Timbuktu.)
Auf die Nachricht von der Niederlage Bonniers (s. Afrika) ver-
langt die französische Presse einmütig Auswetzung der Scharte und Fest-
haltung Timbuktus. C. Perier sagt in der Kammer Festhaltung Timbuktus
Kouhberklärt, Bonnier habe seine Expedition ohne Befehl unternommen.
. Febr.