270 Erankreih. (September 13. — November Anf.)
13. September. (Orleans.) Bekränzung von Soldatengräbern.
Nach Schluß der Manöver bei Orleans legen der deutsche Militär-
bevollmächtigte v. Schwarzkoppen und ein franzöfischer Offizier Kränze
auf die Gräber der in den Kämpfen um Orleans gefallenen deutschen und
französischen Krieger.
14. September. (Nantes.) Der Nationalkongreß der fran-
zösischen Arbeiterpartei beschließt, die sozialistische Agitation auf
das platte Land zu tragen.
15. September. (Macon.) Frankreich und die Schweiz.
Die Konferenz zur Beratung wirtschaftlicher Fragen fordert die
Wiederanbahnung besserer handelspolitischer Beziehungen mit der Schweiz.
Der Beschluß findet als Protest gegen die Ueberspannung des Schutzzoll-
systems viel Beifall.
Ende September. Die Budgetkommission tritt vor der Kam-
mereröffnung zusammen.
1. Oktober. (Paris.) Zusammentritt des internationalen
Kongresses für Soziologie.
4. Oktober. (Paris.) Zusammentritt des internationalen
Kongresses der Eisenbahnangestellten.
10. Oktober. (Budgetkommission.) Militärverwaltung.
abg. Roches tadelt die bei der Militärverwaltung sich kundgebende
Tendenz, bei den Truppenteilen zahlreiche Mannschaften teils auf Urlaub
gehen zu lassen, teils abzukommandieren, ohne hiefür ausreichenden Ersa
zu schoffen, so daß der Effektivbestand der Cadres dem Sollbestand “——
nicht entspreche. Der Kriegsminister entgegnet, man habe den an der Grenze
stehenden Truppenteilen einen erhöhten Mannschaftsstand gegeben, die andern
aber nicht geschwächt. Im nächsten Jahre hoffe man die innernationalen
Cadres auch zu erhöhen. Die Erklärung befriedigt nicht; das „Journal.
des Döôbats,“ warnt den Minister in die Spuren Leboeufs zu treten.
23. Oktober. Zusammentritt der Kammer.
30. Oktober. (Deputiertenkammer.) Mirman.
Der sozialistische Abg. Mirman soll zur Ableistung seiner militäri-
schen Dienstpflicht einberufen werden, er verlangt während seiner Dienstzeit
die Pflichten seines Mandates ausüben zu können. Der Kriegsminister
Mercier betont, in der Armee dürfe keine Politik getrieben werden, die
Ausübung des Mandats sei also unstatthaft. In stürmischer Beratung
findet die Anschauung der Regierung die Mehrheit.
Ende Oktober. Die Presse über den deutschen Kanzlerwechsel.
Die Ernennung Hohenlohes, eines „Baiern und Katholiken“, wird
vielfach als der erste Schritt zur Emanzipation Deutschlands von der preu-
ßischen Vormundschaft bezeichnet und daher freudig begrüßt.
Anf. November. Trauer um den Zaren.
Die Presse ist unerschöpflich in ihren Trauerkundgebungen für Ale-
xander III., den sie als Begründer des französisch-russischen Bündnisses
feiert. Viele Blätter erscheinen mit Trauerrand. Hier und da tritt die
Besorgnis einer Annäherung zwischen Deutschland und Rußland hervor
wegen vermeintlicher persönlicher Beziehungen zwischen Wilhelm II. und