276 Ilalien. (Februar 21. — Marz 19.)
dienstzweige innerhalb der von den Verhältnissen des Landes gezogenen
Grenzen. Der Minister schließt mit der Bemerkung, daß er, im Bewußt-
sein, eine Pflicht gegen das Land zu erfüllen, der Kammer anempfehle,
rasche Vorsorge zu treffen, weil Gefahr im Verzug sei. (. Allg. Ztg.“)
21. Februar. Zollerhöhung.
Durch königliche Dekrete werden erhöht: der Getreidezoll von 5 auf
7 Frcs. pro Doppelzentner, mit einer entsprechenden Zollerhöhung für die
Erzeugnisse aus Getreide, der Salzpreis von 35 auf 40 Centimes pro Kilo
und die Taxe für den Verkauf von Spirituosen von 20 auf 40 Frcs. pro
Hektoliter.
22. Februar. (Deputiertenkammer.)
Crispi beantragt einen Gesetzentwurf, welcher der Regierung volle
Machtbefugnis zur Reform des Zivil= und Militärdienstes gewährt. Crispi
verlangt, daß dieser Entwurf, sowie die Entwürfe über die finanziellen Maß-
nahmen an zwei direkt von der Kammer erwählte Kommissionen überwiesen
werden. Der Antrag wird fast einstimmig angenommen.
23. Februar. (Präsidentenwahl.) Die Deputiertenkammer
wählt an Stelle Zanardellis, der verzichtet, Biancheri zum Vor-
sitzenden.
Ende Februar. Anf. März. (Deputiertenkammer.) Ver-
handlung über Crispis Maßregeln.
Zahlreiche Interpellationen wegen der Vorgänge auf Sizilien und
in Massa-Carrara. Die Hauptredner der Opposition find Imbriani
und Cavolotti. Crispi begründet die Verfassungsmäßigkeit der Ver-
hängung des Belagerungszustandes und der Einsetzung der Kriegsgerichte
mit dem anarchistischen Charakter der revolutionären Bewegung. Er schließt:
„Italien bedarf der Konsolidierung und der Festigung; dazu ist jedoch Zeit
notwendig. Ich bitte Sie, mir in meinem Programm zu folgen. Schließen
wir uns eng an den König an, der das Symbol der Einheit ist, er seie
unser Hort! Ich sage dies heute, wie ich es 1864 gesagt habe: nur die
Monarchie bezeichnet die Einheit, die Zukunft des Vaterlandes. In diesem
Glauben, welcher der Glaube des Vaterlandes ist, müssen wir alle Gefahren
vermeiden, die inneren, wie die äußeren Feinde bekämpfen und Italien zu
jener Größe erheben, die wir angestrebt haben, und ohne welche es nicht
bestehen könnte.“ Auch der Justizminister betont die Gesetzlichkeit der Re-
gierungsmaßregeln (28. Febr.) Die Kammer billigt mit 343 gegen 45 Stim-
men das Vorgehen der Regierung (3. März).
5. März. (Deputiertenkammer.) Münzunion.
Die Kammer genehmigt in geheimer Abstimmung mit 195 gegen
40 Stimmen das am 15. Nov. 1893 in Paris unterzeichnete Abkommen
der“ Staaten der lateinischen Münzunion über die italienischen Scheide-
zen.
Anf. März. Die „Riforma“ begrüßt die Ernennung Lord
Roseberys zum Premier sympathisch und hofft von ihm eine ent-
schiedenere italienfreundliche Politik als von Gladstone.
8. März. Bombenexplosion vor der Kammer, wodurch einige
Passanten verletzt werden.
19. März. (Rom.) Molinari.