Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

Die Näuische Kurie. (April Anf.—Juni 20.) 283 
besonders desjenigen der Bafilianer in Galizien, von denen er ein Empor- 
blühen des Ruhmes der ruthenischen Kirche in der Einigkeit des Glaubens 
und der Verschiedenheit der Riten erhofft, zu sorgen. Die preußischen Polen 
erinnert der Papst daran, daß die Ernennung des Erzbischofs von Gnesen- 
Posen nach ihren Wünschen erfolgt sei, und ermahnt sie, Vertrauen zu der 
Gerechtigkeit des Kaisers zu haben und die Gesetze zu beobachten. (Nach 
der „Allg. Ztg.“). 
Anf. April. (Rom.) Der Papst und die Polen. 
Dunajewski, Erzbischof von Krakau dankt dem Papste für die durch 
die Enzyklika bewiesene Fürsorge für die Polen. Der Papst spricht die 
Hoffnung aus, daß die Polen sein Streben, die religiöse Lage der Polen 
in Rußland zu verbessern, würdigen würden. 
April. Die spanischen Pilger in Rom. (Vgl. Spanien.) 
Am 15. April findet in Gegenwart von 7000 Pilgern und zahl- 
reichen anderen Personen die feierliche Seligsprechung des Johannes Davila 
v. Cadix statt; am 18. und 24. wohnen die Wallfahrer einer vom Papst 
zelebrierten Messe in der Peterskirche bei. 
18. Mai. Der Papst bestätigt den von den syrischen Bischöfen 
zum Bischof von Antiochien gewählten Behnam Benni und bewilligt 
ihm das Pallium. 
31. Mai. Centenarfeier für Pius IX., zu der zahlreiche Wall- 
fahrer und Deputationen eingetroffen find. 
18. Juni. Der russische Ministerresident Isvolski über- 
reicht dem Papste sein Beglaubigungsschreiben. (Vgl. Rußland 
5. Juni.) 
20. Juni. Enzyklika „an alle Fürsten und Völker der Erde“. 
Der Papst erklärt, er wolle, gleich wie Christus, bis an sein Lebens- 
ende alle Menschen zur Glaubenseinheit aufrufen. Er erinnert die nicht- 
christlichen Völker an die Religionseinheit, welche ehemals ein gemeinsames 
Vatererbe inmitten des irdischen Kampfes bildete, und die Griechisch-Katho- 
lischen daran, daß ihre Vorfahren den römischen Pontifex anerkannten und 
daß die Lateiner und die Griechen auf den Konzilien von Lyon und Flo- 
renz gemeinsam tagten. Er lädt sie ein zu völliger Vereinigung mit der 
römischen Kirche und verheißt ihnen, er werde ihre Riten und patriarcha- 
lischen Privilegien aufrechthalten. Besonders gelte die Einladung den sla- 
vischen Völkern. Der Papst wendet sich auch an die Protestanten, denen 
die feste Richtschnur des Glaubens und der Autorität mangle, so daß einige 
von ihnen die Gottheit Christi und den göttlichen Ursprung der heiligen 
Schriften leugneten und dem Naturalismus und Materialismus verfielen. 
Er gedenkt der erleuchteten Protestanten, die heilsbegierig zum Katholizis- 
mus zurückkehrten, und ermahnt die übrigen zur Nachahmung, damit alle 
denselben Glauben, dieselbe Hoffnung und dieselbe Liebe auf dasselbe Evan- 
gelium gegründet hätten. Er ermahnt die Katholiken, aus der Gleichgültig- 
keit inmitten der vielfach drohenden Gefahren sich aufzurütteln, den kinch 
lichen Oberen unbedingt zu gehorchen und sich versöhnlich gegenüber den 
bürgerlichen Gewalten zu erweisen. Die Kirche sei bereit, mit letzteren die 
nötigen Vereinbarungen zu treffen. Die Enzyklika beklagt die neuerlichen 
Unterdrückungen der Kirche und wendet sich gegen die Freimaurer, deren
	        
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