Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zehnter Jahrgang. 1894. (35)

304 Hulsarien. (Februar 3.— Juli 14.) 
3. Februar. Bei 13 Ergänzungswahlen zur Sobranje fiegt 
die Regierungspartei. 
Anf. März. Eisenbahnabkommen mit der Pforte. (S. Türkei.) 
10. April. (Sofia.) Der Ministerrat überträgt der Ungari- 
schen Bank für Industrie und Handel die Ausprägung von drei 
Millionen Gold= und zwölf Millionen Silbermünzen. 
März. April. Makedonisch-bulgarische Schulfrage s. Türkei. 
27. April. Der Kriegsminister Sawow nimmt seine Ent- 
lassung und wird durch den Oberst Petrow ersetzt. 
29.—31. Mai. Kabinetswechsel. 
Nachdem längere Zeit, namentlich seit Sawows Rücktritt, Krisen- 
gerüchte aufgetaucht waren, reicht das Kabinet Stambulow seine Ent- 
lassung ein (29. Mai). Das am 31. gebildete neue Ministerium ist folgen- 
de#maben zusammengesetzt: Stoilow Präsidium und Inneres, Natschewitsch 
Aeußeres und interimistisch öffentliche Arbeiten, Geschow Finanzen, Rados- 
lawow Justiz und interimistisch Unterricht, Petrow Krieg, Tontschew Handel 
und Ackerbau. 
Ende Mai. Anf. Juni. Unruhen aus Anlaß der Kreisis. 
Es finden Tumulte in Sofia, Varna und anderen Städten statt, 
wobei es zu blutigen Konflikten zwischen den Anhängern und Gegnern 
Stambulows, sowie zwischen der Menge und der Polizei kommt. 
1. Juni. (Tirnowa.) Metropolit Clement, dessen Verban- 
nung (vgl. 1893) aufgehoben ist, übernimmt seine Dibzese wieder. 
2. Juni. (Sofia.) Das Kabinet erläßt ein Rundschreiben 
an die bulgarischen Vertreter im Auslande, daß die auswärtige 
Politik nicht verändert werden solle. 
Juli. Verhältnis zu Rußland. 
In Unterredungen mit auswärtigen Journalisten sprechen sich Prinz 
Ferdinand und die neuen Minister sehr freundlich über Rußland aus und 
tadeln die unversöhnliche Politik Stambulows. Bulgarien werde in seiner 
auswärtigen Politik strenge Neutralität befolgen. 
Juli. Verhältnis der neuen Regierung zu Stambulow. 
Prinz Ferdinand erklärt einem russischen Journalisten, der allgemeine 
Haß gegen Stambulow habe dessen Entlassung notwendig gemacht. Es 
eginnt ein erbitterter Kampf zwischen Stambulow und der Regierung; 
Stambulow tadelt in der „Swoboda“ und in Gesprächen mit Journalisten 
auswärtiger Blätter die russophile Politik des Kabinets; die Regierung be- 
schlagnahmt die Druckmaschine der „Swoboda“ als Staatseigentum und 
läßt den Redakteur verurteilen; das Regierungsblatt „Swobodno Slowo“ 
behauptet die Beweise zu besitzen, daß Stambulow den Fürsten habe opfern 
wollen, um sich mit Rußland auszusöhnen. 
9. Juli. (Sofia.) Die Gemeindewahlen ergeben einen großen 
Sieg der Regierungspartei. 
14. Juli. Die Regierung bittet in einer Note an die Mächte, 
die bulgarischen Eingangszölle erhöhen zu dürfen.
	        
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