Greßbritannien. (November 1. - 19.) 245
1. November. Lord Wolseley wird Oberbefehlshaber des
englischen Heeres.
1. November. England beschließt den Krieg gegen die Aschan-
tis (vgl. Überficht).
6. November. Besuch des Königs von Portugal in London.
6. November. (London.) Chamberlain über die Kolonial-
politit (vgl. S. 241).
Der Kolonialminister Chamberlain erklärt auf einem Festmahle,
die britische Kolonialpolitik befinde sich in einer Krifis. Das Schicksal
der Kolonien werde vielleicht das Schicksal des britischen Weltreiches ent-
scheiden. Die Kinder Großbritanniens seien nachgerade aufgewachsen. Aber
dennoch wolle sich keine Kolonie vom Mutterlande trennen. In den Kolo-
nien wisse man, was es bedeute, ein britischer Bürger zu sein und an
allem Guten und Großen, was Briten vereinige, teilzunehmen. Der Traum
der Reichsföderation, wie ihn Viele nannten, würde wohl zur Wahrheit
werden. Der Erzreichtum von Süd-Afrika scheine alle Erwartungen zu
übertreffen. Die Minen des Maschonalandes und des Matabelelandes würden
am Ende reicher sein als die vielgerühmten von Kimberley. Jetzt sei Eines
erforderlich: die staatliche Verbindung der südafrikanischen Kolonien.
9. November. (London.) Lord Salisbury über die aus-
wärtige Politik.
Auf dem Lordmayors-Bankett in der Guildhall führt Lord Salis-
bury folgendes aus: Eine Besorgnis über die Lage in Ostafien sei un-
nötig, ebenso sei die Aufregung über die falsche Timesnachricht überflüssig
gewesen. Nicht so friedlich seien die Dinge in Armenien; der Sultan
gefährde trotz allem Wohlwollen der Mächte seine Existenz, wenn er sich
nicht zu Reformen verstehe. Die Mächte seien einig in dem Entschlusse, die
Klagen der Unterdrückten abzustellen.
19. November. (Brighton.) Rede Salisburys über die
armenische Frage. Schreiben des Sultans.
Lord Salisbunry teilt mit, er habe ein Schreiben des Sultans
mit Bezug auf die von ihm jüngst in der Guildhall gehaltene Rede empfangen,
in welcher er geringes Vertrauen darauf ausgesprochen hatte, daß die zu-
gesagten Reformen in der Türkei würden durchgeführt werden. Das
Schreiben des Sultans besagt, jene Aeußerung habe ihn sehr geschmerzt,
da die Durchführung der Reformen bei ihm beschlossene Sache sei und er
auch von dem Wunsche beseelt sei, dieselben sobald als möglich zur Aus-
führung zu bringen.
„Ich habe Meinen Ministern,“ fährt das Schreiben fort, „dies be-
reits erklärt. Die einzige Veranlassung, daß Lord Salisbury in dieser
Weise in Meine guten Absichten Zweifel setzen konnte, muß in Intriguen
gewisser Personen hier oder anderswo liegen. Es sind unwahre Behaup-
tungen aufgestellt worden, um diese Meinung hervorzurufen. Ich wieder-
hole, Ich werde die Reformen durchführen und werde selbst darüber wachen,
daß jeder einzelne Artikel zur Wirksamkeit gebracht wird. Das ist Mein
ernster Entschluß und hierfür verpfände Ich mein Ehrenwort. Ich wünsche,
daß Lord Salisbury hievon Kenntnis nehme, und bitte, daß er im Ver-
trauen auf diese Erklärungen eine andere Rede halte, entsprechend der