Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Elfter Jahrgang. 1895. (36)

Gelsien. (Februar 24. Mai 24.) 277 
aber der Meinung, daß die mäßig veranschlagten Einnahmen die Anschläge 
in Wirklichkeit um mehrere Millionen überschreiten werden. 
24. Februar. (Brüssel.) Belgischer Sozialistenkongreß. 
Es werden beraten das Gemeindewahlgesetz und die Kongovorlage. 
Unter scharfen Ausfällen gegen die Regierung wird die Ablehnung der 
Kongovorlage beschlossen und über das Gemeindegesetz folgende Resolution 
gefaßt: Der Kongreß, einig für den allgemeinen Ausstand, beschließt die 
schleunige Berufung aller Parteigruppen behufs Beschlußfassung hierüber. 
Im Falle der Ablehnung des allgemeinen Stimmrechts durch die Kammer, 
gibt er den Parteivertretern die Vollmacht, den Zeitpunkt des Ausbruches 
es Ausstandes zu bestimmen. 
März. Kongofrage. 
Sozialisten und Radikale agitieren gegen die Kongovorlage z. B. 
der Kongreß der Fortschrittspartei in Brüssel (10. März); die Handels- 
kammern erklären sich für sofortige Uebernahme des Kongostaates. 
März. Die Sozialisten und das Gemeindewahlgesetz. 
Der Generalrat der Arbeiterpartei beschließt den allgemeinen Aus- 
stand um die Verwerfung des Gemeindewahlgesetzes zu erzwingen. Ende 
März brechen mehrere Ausstände aus, so der der Steinkohlenarbeiter in 
Lüttich. Da die Unruhen sich verbreiten und es zu Zusammenstößen zwischen 
Strikenden und Gendarmen kommt, ruft die Regierung Reserven ein zur Auf- 
rechterhallung der Ordnung. 
25. März. (Gent.) Große Kundgebung der Sozialisten und 
Fortschrittler gegen das Gemeindewahlgesetz. 
2. April. (Brüssel.) Beendigung des Ausstandes gegen 
das Gemeindewahlgesetz. 
Die sozialistischen Abgeordneten verlesen in der Kammer eine Er- 
klärung des soz. Generalrats, angesichts der Gewißheit, den Ausstand nicht 
friedlich beenden zu können, versage die Arbeiterpartei es sich, Menschen- 
leben zu opfern, um die Annahme eines Gesetzes zu verhindern, das doch 
nur von vorübergehender Dauer sein werde, da es von Anfang an durch 
das allgemeine Stimmrecht verurteilt sei, dessen Vertrauen man getäuscht 
und dessen Willen man verkannt habe. Statt zum Ausstande fordert der 
Generalrat deshalb alle Gruppen der Partei zur unablässigen Propaganda 
für die Abschaffung des Gemeindewahlgesetzes auf. 
5. April. (Brüssel.) Annahme des Gemeindewahlgesetzes. 
Die Deputiertenkammer genehmigt die Gesamtvorlage des Ge- 
meinde-Wahlgesetzes in zweiter Lesung mit 90 gegen 52 Stimmen unter 
Genehmigung der Uebergangsbestimmung, wonach die augenblicklichen Kapa- 
zitätswähler unter 30 Jahren eine Stimme fernerhin behalten. Annahme 
im Senat am 10. April mit 56 gegen 18 Stimmen. 
14. April. (Antwerpen.) Der Jahreskongreß der Arbeiter- 
partei billigt den Beschluß des Generalrats über den Ausstand (val. 
2. April). 
24. Mai. Rücktritt Merodes. 
Der König und das Ministerium lehnen Merodes Wunsch, noch vor 
dem 1. Juni eine Entscheidung in der Kammer über die Kongovorlage
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.