Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Elfter Jahrgang. 1895. (36)

Isien. (Mãrz 24. — April 23.) 313 
Tage unterbrochen. In Japan herrscht große Erregung über den Vorfall; 
das Parlament spricht in einem Beschlusse sein Bedauern aus. 
24. März. Die Japaner erobern die Pescadores-Inseln. 
28. März. Korea und Japan. Darlehen. 
Das von Japan Korea angebotene Darlehen von 3 Millionen YDen 
ist auf der von Japan vorgeschlagenen Grundlage, Rückzahlung in 5 Jahren, 
zu stande gekommen. 
31. März. (Simonoseki.) Waffenstillstand zwischen China 
und Japan. 
Die Unterhändler schließen einen Waffenstillstand bis zum 20. April. 
Während dessen dürfen die im Felde stehenden Truppen nicht vermehrt 
werden. Ursprünglich hatten die Japaner harte Bedingungen, wie Zahlung 
von Kriegskosten, Kontrolle über chinesische Eisenbahnen u. s. w. gestellt, 
aber nach dem Attentat auf Li Hung Tschang aufgegeben. 
April. (Indien.) Eine englische Expedition vertreibt den 
Usurpator von Tschitral (vgl. Deutsche Heereszeitung 1895). 
17. April. (Simonoseki.) Unterzeichnung des Friedens 
zwischen Japan und China. 
1. China erkennt die Unabhängigkeit Koreas an. 2. Von der Halb- 
insel Liautung wird das Gebiet abgetreten, das südlich einer vom Yalu- 
flusse über Fenghuangtscheng nach Haitscheng und von dort nach Ying-Kau 
gezogenen Linie liegt. 3. Abgetreten an Japan werden ferner die Fischer- 
inseln und Formosa. 4. Die Kriegskostenentschädigung wird auf 200 Millionen 
Taels festgesetzt, die spätestens in sieben Jahren gezahlt werden muß. Er- 
folgt die Zahlung in drei Jahren, so unterbleibt eine Zinsberechnung: er- 
folgt sie später, so sind 5 Prozent Zinsen zu vergüten. 5. Wei-Hai-Wai 
bleibt bis zur Bezahlung der Kriegsschuld in japanischem Besitz; die Kosten 
der Okkupation trägt China. 6. Zugestanden wird die volle Eröffnung 
von Tschung-King, Schischi und Sutschau und das Recht, Rohmaterialien 
mit fremden Maschinen in den geöffneten Häfen zu verarbeiten. 7. Wird 
der Abschluß eines Handels= und Freundschaftsvertrages bedungen nach 
Austausch der Ratifikationen dieses Friedensvertrages. Der Austausch ist 
auf den 8. Mai festgesetzt (den Notenwechsel der Unterhandlungen S. „Staats- 
Archiv“ Bd. 57). 
April. (China.) Deutsche Häuser übernehmen eine 6 pro- 
zentige chinesische Anleihe von 50 Millionen Mark, die bis 1900 
unkündbar und durch die chinesischen Seezölle garantiert sein soll. 
22. April. (okohama.) Der Kaiser von Japan dankt in 
einer Proklamation den Truppen für ihre bewiesene Tapferkeit und 
hofft, daß die Freundschaft mit China wiederhergestellt werde. 
23. April. (Tokio.) Intervention von Deutschland, Frank- 
reich und Rußland. 
Die Vertreter der drei Mächte protestieren gegen die Friedens- 
bedingungen; die Abtretung der Halbinsel Liautung wäre eine fortwährende 
Bedrohung Pekings, bedrohe die Unabhängigkeit Koreas und die Aufrecht- 
erhaltung des Friedens im äußersten Osten. Der Einspruch sei als ein 
freundlicher Rat und nicht als eine Drohung eingereicht.
	        
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