302 Afrins. (April 27.—Mai 4.)
27. April. (Kongostaat.) Der Apellhof in Boma spricht
den wegen der Hinrichtung des Händlers Stokes angeklagten Major
Lothaire frei.
28. April. (Südafrikan. Republik.) Verurteilung der
Mitglieder des Johannesburger Reformkomitees.
Die Häupter des Reformkomitees, das im Einverständnis mit der
Chartered Company gewesen war, werden verurteilt. Fünf Angeklagte,
darunter ein Bruder von Cecil Rhodes, werden zum Tode verurteilt, zahl-
reiche andere, darunter die ersten Geschäftsleute des Rand erhalten Gefängnis-
strafen. — Das Urteil erregt in England großes Aufsehen, Chamberlain
empfiehlt dem Präsidenten Krüger dringend Begnadigung. Die Todesstrafe
wird später in 15jährige Haft umgewandelt, doch wird auch diese nicht
ausgeführt. Die Angeklagten werden auf drei Jahre des Landes verwiesen.
29. April. (Südafrikan. Republik.) Enthüllungen über
die Vorbereitungen zum Einbruche Jamesons.
Die Regierung veröffentlicht die Depeschen, welche zwischen den Mit-
gliedern des Reformkomitees in Johannesburg, der Chartered Company und
Jameson ausgetauscht worden sind. Sie wurden mittels eines Kodex ent-
ziffert, welcher in Jamesons Gepäck gefunden worden ist. Die Telegramme
lassen die Thatsache vollkommen klar erscheinen, daß Cecil Rhodes vollkommen
vertraut gewesen ist mit den Absichten Jamesons, welcher den ganzen Dezember
hindurch in ständiger telegraphischer Verbindung mit den Mitgliedern des
Reformkomitees in Johannesburg und der Chartered Company in Kapstadt
gestanden hat. Gegen Ende Dezember, als bereits der Aufbruch Jamesons
für den 29. Dezember um Mitternacht festgesetzt war, telegraphierten die
Mitglieder des Reformkomitees in Johannesburg wiederholt das ausdrück-
liche, dringende Verlangen, den Einfall aufzuschieben, da er in Johannes-
burg nicht gebilligt werde. Die Telegramme geben keinen Ausfschluß dar-
über, warum Jameson diese dringenden Vorstellungen unbeachtet gelassen
hat. Alfred Beit in London, von der Firma „Wernher Beit“ tritt ganz
besonders als Anstifter des Jameson'schen Einfalles hervor.
30. April. (Kapstadt.) Gouverneur Sir Herkules Robinson
eröffnet das Parlament der Kapkolonie.
In der Eröffnungsrede sagt er, der Einfall im Transvaal verstoße
gegen das Völkerrecht und müsse jeden ehrenhaften Mann betrüben. Der
Einfall habe die beklagenswertesten Ergebnisse gehabt. „Meine Räte haben
volles Vertrauen zur Reichsregierung, daß dieselbe Schritte ergreifen wird,
um das Wiedereintreten einer Kalamität zu verhindern, welche die Gemüter
des südafrikanischen Volkes tief aufgeregt und die freundlichen Beziehungen
der britischen Kolonisten zu den Nachbarstaaten in große Gefahr gebracht
hat. Ich bin überzeugt, daß der verworrene Zustand der Angelegenheiten
im Transvaal, welcher naturgemäß das Volk dieser Kolonie in Aufregung
versetzt, in kurzem, wenn alle Beteiligten einen weisen Geist der Mäßigung
und Versöhnlichkeit zeigen, einen ruhigeren Anblick darbieten wird.“ Der
Aufstand der Matabele werde bald bezwungen sein.
4. Mai. (Südafrikan. Republik.) Präsident Krüger er-
öffnet den Volksraad.
Der Präsident führt aus, der Einfall Jamesons habe Böswilligkeit