96 Jas Neutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 24.— Juni 4.)
zwar entfällt nach Durchführung der Verstaatlichung der großen Privat-
bahnen der Löwenanteil auf den Ausbau neuer Nebenbahnen mit 2875 km
Gesamtlänge. Erworben sind in diesem Zeitraume die Weimar-Geraer,
die Saale= und die Werra-Eisenbahn mit 378,36 km. Auch sind die Hes-
sische Ludwigsbahn mit 692,94 km und die oberhessischen Bahnen mit
220,22 km hinzugetreten, betreffs deren zwischen Preußen und Hessen Be-
triebs= und Finanzgemeinschaft vereinbart ist. Die Zahl der Eisenbahn-
stationen betrug bei Schluß des Jahres 1895/96 4520 und war daher
von 1890/91 ab um 869 gestiegen. Das Anlagekapital berechnete sich zu
dem bezeichneten Zeitpunkte auf 7002 926027 4 und hat sich im Rech-
nungsjahre 1895/96 mit 6.75 Proz. verzinst. Das Anlagekapital war mit-
hin seit 1890/91 um rund 600 Millionen Mark gestiegen, die Verzinsung
des Anlagekapitals aber hatte sich um nicht weniger als 1,49 Proz. ge-
hoben. Die Betriebseinnahmen betrugen 1890/91 im ganzen 889 488 153 .4
oder 36014 J& auf das Kilometer Betriebslänge. Sie sind bis 1895/96
auf 1039 420 046 oder 38468 ¾ auf das Kilometer gestiegen, wobei zu
bemerken ist, daß beide Zahlen insofern nicht ganz vergleichbar sind, weil
seit 1894/95 für die Betriebsdienstgüter Frachtkosten nicht mehr berechnet
werden. An solchen Kosten und am Wert der im Bestande verbliebenen
Altmaterialien sind am Schlusse des gedachten Jahres von den Betriebs-
einnahmen im ganzen nicht weniger als 22394 891 4 abgesetzt. Die Ein-
nahme aus dem Personenverkehr stieg in dem bezeichneten Zeitraume von
228751 969 JX auf 273 901 836 „X. also um 45 149 867 „(4, oder auf das
Kilometer von 9483 auf 10 375 J4 also um 892 X Die Einnahme aus
dem Güterverkehr stieg gleichzeitig von 610047161 4#f auf 697 206 028,
also um 87 158 867 X, auf das Kilometer von 24795 auf 28899 MA, also
um 1104 IX/X Ein wesentlich anderes Bild gibt die Entwicklung der Betriebs-
ausgaben. Sie stellten sich 1890/|91 auf 553 614 153 oder 22 496 4
auf das Kilometer und stiegen im Jahre 1891/92 auf 601 847 405 . M oder
24010 IX auf das Kilometer. Sie sind von da ab trotz der Steigerung
des Verkehrs stetig gesunken, und zwar absolt sowohl als relativ. Sie be-
trugen 1892/93: 581.052 879 + oder 22 335 M auf das Kilometer, 1893/94
579 163279 J/ bezw. 22 472 X, 1894/95: 570 523588 bezw. 21 817 MA
und 1895/96: 569 951 358 bezw. 21094 4X Die Betriebsausgaben haben
sich somit um nahezu 3000 4 oder mehr als 12 Proz. auf das Kilometer
ermäßigt, während gleichzeitig die Betriebseinnahmen um nahezu 2500 4
auf das Kilometer gestiegen waren. Die Folge davon war eine stetige Zu-
nahme des Ueberschusses, und zwar sowohl absolut als relativ. Von dem
niedrigsten Stande des Jahres 1891/92 mit 317884 260 K oder auf das
Kilometer 12 680 „K hat sich der Ueberschuß im Jahre 1895/96 auf
469 468 689 -JX, auf das Kilometer 17374 „X, mithin um nicht weniger
als 151584429 und 4694 JX auf das Kilometer gesteigert. Und zwar
ist dabei die Verminderung der Betriebsausgaben, wie nachgewiesen, ein
noch erheblicherer Faktor gewesen als die Hebung des Verkehrs.
24. Mai bis 4. Juni. (Berlin.) Prozeß von Tausch (val.
S. 24 u. 1896 S. 145).
Der im Prozesse Lützow-Leckert als Zeuge vernommene Kriminal-=
kommissar v. Tausch wird von der Anklage des Amtsvergehens und des
Meineides freigesprochen, der Polizeiagent v. Lützow wegen Fälschung zu
2 Monaten Gefängnis verurteilt. Das geringe Strafmaß wird damit be-
gründet, daß Lützow für die Polizei unter Umständen thätig war, „die es
schwer, wenn nicht unmöglich machen, die ehrenhafte Gesinnung in ihrer
ursprünglichen Reinheit zu bewahren.“ Es werden mancherlei bedenkliche