Eroßbritannien. (Januar 29.— Februar 5.) 233
29. Januar. Das Unterhaus beschließt auf Antrag des
Kolonialministers Chamberlain die Einsetzung eines Ausschusses
zur Untersuchung des Jamesonschen Einfalles in Transvaal.
3. Februar. Das Unterhaus genehmigt einen Gesetzentwurf,
der 500 000 Frauen das parlamentarische Wahlrecht gibt.
Das Gesetz lautet: „1. Dieses Gesetz soll genannt werden: Das Parla-
mentswahlrecht (Ausdehnung auf die Frauen) 1897.
2. Mit Annahme dieses Gesetzes und nach Annahme desselben, ist
jede Frau, welche Besitzerin oder Mieterin eines Wohnhauses ist oder ein
Gebäude im Stadt= oder Landbezirk selbständig verwaltet, berechtigt, als
Wähler des Stadt= oder Landdistrikts, dem sie zugehört, eingetragen zu
werden und ihre Stimme für die Wahl eines Parlamentsmitgliedes ab-
zugeben.
3. Bedingung dafür ist, daß die Frau zur Ausübung dieses Rechtes
nicht gesetzlich als unfähig gilt, wie diese Bedingung auch bei den männ-
lichen Wählern gemacht wird."“
Für die Bill stimmen 120 Konservative (91 dagegen), 22 liberale
Unionisten (20 dagegen), 70 Radikale (37 dagegen), 16 Anti-Parnelliten
(10 dagegen) und 2 Parnelliten (1 dagegen). Unter den 120 Konservativen
befanden sich Arthur Balfour, Ritchie, Sir John Gorst und Gerald Balfour.
Gegen die Frauenstimmrechts-Bill waren u. a. der erste Lord der Admiralität,
Goschen, der Minister des Innern, Sir Matthew Riley, der Staatssekretär
für Indien, Lord George Hamilton u. a. Von liberalen Unionisten stimmten
Sir John Lubbock, der Geschichtsschreiber Lecky und der Afrikareisende
Stanley für die Bill. Zu den Liberalen, welche dagegen stimmten, zählen
Sir William Harcourt, der Staatsrechtslehrer Bryce, der frühere Handels-
minister Mundella und Labouchere.
5. Februar. (Unterhaus.) Debatte über Egypten. Be-
willigung eines Kredits für den Khedive. Mitteilung über den
Dongolafeldzug (vgl. 1896 S. 310, ferner Frankreich 8. Februar).
Der Schatzkanzler Hicks Beach beantragt die Bewilligung von
798 000 Lstr., durch welche der Khedive in den Stand gesetzt werden soll,
der egyptischen Schuldenverwaltung den für die Zwecke des letzten Feld-
zuges geleisteten Vorschuß zurückzuzahlen und die Materialkosten des Bahn-
baues von Wady Halfa nach Abu= Hamed zu bestreiten. Der Schatzkanzler
führt aus, die thatsächlichen Kosten der Expedition seien 733000 Lstr.,
wobei inbegriffen seien die Kosten für die Weiterführung der Eisenbahn
und der Telegraphenlinie von Saras bis Wady Halfa und die Kosten der
für die Expedition angekauften Kanonenboote, welche auch für die Zukunft
wertvolle Dienste leisten würden. Die beiden letzteren Punkte nähmen ein
Drittel der Gesamtkosten der Expedition in Anspruch. Die Kosten des
Feldzuges seien aber auch in einer anderen und wichtigeren Hinsicht gleich-
falls geringe, wenn man die erreichten Ergebnisse in Betracht ziehe: Es
seien nur 47 Mann im Gefecht getötet worden; 235 Mann seien der Cholera
und über 100 anderen Krankheiten zum Opfer gefallen. Er glaube, daß
keine andere Expedition je einen vollständigeren Erfolg gehabt habe. Die
von der Schuldenkasse vorgestreckte Summe von 512500 Lstr. englischer
Währung würde es Egypten thatsächlich ermöglicht haben, die gesamten
Kosten der Expedition zu bestreiten. Das Urteil des gemischten Gerichts-
hofes habe aber der egyptischen Regierung auferlegt, den Vorschuß mit