Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

Greßbritannien. (Februar 18.) 235 
antwortlichkeit zu erfüllen; aber wir können nicht verstehen, wie irgend 
jemand, der Einspruch dagegen erhebt, daß Egypten eine halbe Million 
Pfund von seinem eigenen Ueberschuß verwenden dürfe, die für keinen 
anderen Zweck als die Wiedergewinnung seiner eigenen Provinz Dongola 
erfordert wird, sagen kann, daß die egyptische Regierung fähig sei, allein 
zu stehen.“ Die Regierung glaube, daß ihre Politik richtig sei, und habe 
vor, dieselbe vorsichtig und stufenweise weiter zu verfolgen, denn sicherlich 
würde es nicht zu Egyptens Vorteil in politischer oder finanzieller Be- 
ziehung sein, wenn ihm mehr Gebiet zurückgegeben werde, als es ohne Be- 
schwer verwalten oder genügend verteidigen könne. Die Regierung habe 
vor, diese Politik in der kommenden Saison vor allem zu verfolgen durch 
den Vormarsch nach einem sehr wichtigen Punkte, nämlich nach Abu Hamed. 
Dieser solle, gleichwie der Vormarsch nach Dongola, ein egyptischer Vor- 
marsch sein, zunächst nach Abu Hamed und dann wahrscheinlich weiter. 
Wie weit, halte er nicht für richtig zu sagen, aber nach der Meinung der 
Regierung werde die Hauptaufgabe in der kommenden Saison sein: 1. die 
Sicherstellung der Verbindung mit dem bereits unter der Herrschaft des 
Khedive stehenden Gebiete, 2. die Erwerbung wichtiger strategischer Punkte, 
welche in der Zukunft wertvoll sein könnten. Außer den 270 000 Pfund, 
welche für eine leichte Eisenbahn von Wady Halfa nach Abu Hamed ge- 
fordert werden, sei es nicht beabsichtigt, an das Parlament weitere Forde- 
rungen für Ausgaben in dieser Angelegenheit zu stellen. Die Regierung 
glaube durch die angegebene Politik und die beantragte Bewilligung den 
iine der großen Mehrheit des englischen Volkes zu entsprechen. (Lauter 
Beifall.) 
Die Opposition greift diese Rede heftig an. John Morley: 
Diese Aeußerungen seien geeignet, von Frankreich und Rußland als eine 
direkte, äußerst unkluge Herausforderung betrachtet zu werden und die 
Frage zu stellen, ob die Absicht Englands, Egypten zu verlassen, aufrichtig 
sei. Das Ergebnis zeige, daß die Voraussetzungen der Opposition betreffs 
der Kosten der Expedition und der Stimmung Frankreichs gerechtfertigt 
waren. Wie könne Egypten den Vorschuß je zurückzahlen? Nie zuvor sei 
Geld gegen eine so kindische Sicherheit vorgeschossen worden. Warum wolle 
die Regierung nicht sofort darin einwilligen, daß England die Kosten zahle? 
Die Regierung habe den denkbar schlechtesten Zeitpunkt für die Expedition 
gewählt. Sir William Harcourt tadelt ebenfalls die herausfordernde 
Sprache des Schatzkanzlers gegen Frankreich und Rußland als unheilvoll 
und gefährlich. Bei den vom Schatzkanzler aufgeworfenen Fragen dürfte 
es sich nicht um eine halbe, sondern um viele Millionen handeln, falls die 
Regierung sich auf diese Frage im Geiste einer Herausforderung der großen 
Militärmächte Europas einlasse. 
Die Vorlage wird mit 169 gegen 57 Stimmen angenommen. 
18. Februar. (Unterhaus.) Mitteilung über die Entschädi- 
gungsansprüche der Südafrikanischen Republik. 
Der Staatssekretär für die Kolonien, Chamberlain, teilt mit, 
der englische diplomatische Agent in Transvaal habe am 16. d. Mts. tele- 
graphisch gemeldet, daß er von der Transvaalregierung eine Note erhalten 
habe mit der Aufforderung, an den Gouverneur der Kapkolonie, Lord 
Rosmaed, die Entschädigungsforderung für den Einfall Jamesons und der 
Truppe der Chartered Company zu übersenden, welche von der englischen 
Regierung gezahlt oder deren Zahlung doch durch sie veranlaßt werden 
soll. Der Betrag des Entschädigungsanspruchs zerfalle in zwei Hauptteile, 
deren erster für Sachschaden im ganzen 677 938 str. ansetzt. Der zweite
	        
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