Rußland. (August 18. —25.) 297
Kaiser Nikolaus (in deutscher Sprache): „Ich bin hoch erfreut,
die Offiziere der deutschen Flotte, zu der Ich selbst die Ehre habe zu ge-
hören, als Gäste bei Mir zu sehen, und leere Mein Glas auf Ihr Wohl
und das Gedeihen der schönen deutschen Flotte.“ Hierauf erwidert Kaiser
Wilhelm: „Im Namen Meiner Flotte spreche Ich Eurer Majestät Meinen
tiefgefühltesten Dank aus. Ich trinke auf das Wohl und Gedeihen der
schönen und glorreichen Flotte Eurer Majestät, deren Admiral zu sein Ich
jetzt die Ehre habe.“
18. August. (Moskau.) Eröffnung des internationalen
medizinischen Kongresses.
23. August. (Kronstadt.) Ankunft des Präsidenten der
französischen Republik. Bei dem Galadiner sagt Zar Nikolaus:
„Ich empfinde ein ganz besonderes Vergnügen, Sie willkommen zu
heißen, Herr Präsident, und Ihnen für Ihren Besuch zu danken, welchen
ganz Rußland mit lebhafter und einmütiger Freude aufnimmt. Die reiz-
volle Erinnerung der zu kurzen, im vorigen Jahre in Frankreich verbrachten
Tage bleibt unauslöschlich in Meinem Herzen, wie in demjenigen der
Kaiserin eingegraben. Gerne hoffen Wir, daß Ihr Aufenthalt unter Uns
und die Aufrichtigkeit der Gefühle, welche er erweckt, die Bande der Freund-
schaft und der tiefen Sympathie nur noch enger werden knüpfen können,
welche Frankreich und Rußland vereinigen. Ich trinke auf Ihre Gesund-
heit, Herr Präsident, und auf die Wohlfahrt Frankreichs."“
Präsident Faure erwidert:
„Ew. Majestät hatten die Güte, an die zu kurzen Tage zu erinnern,
welche Ew. Majestät mit Ihrer Majestät der Kaiserin im letzten Oktober
in Paris verbracht haben. Ganz Frankreich hat seinerseits die wärmste
Erinnerung daran bewahrt. Dem tiefen Gefühle der ganzen Nation ent-
sprechend, kommt der Präsident der Republik in die Hauptstadt Ew. Ma-
jestät, um die so mächtigen Bande zu bekräftigen und noch enger zu knüpfen,
welche unsere beiden Länder vereinen. Indem ich den Boden Rußlands
in dem Augenblicke betrete, wo das Herz der beiden Völker im Einklang
schlägt in dem gleichen Gedanken der gegenseitigen Treue und des Friedens,
erhebe ich mein Glas zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers aller Reussen,
Ihrer Majestät der Kaiserin und ganz Rußlands.“
25. August. Parade in Krasnoje Selo vor dem Zaren und
Faure. Bei einem Frühstück werden folgende Toaste ausgebracht:
Präsident Faure: „In Paris, in den Alpen und in Dünkirchen,
in dem Augenblick, wo ich mich einschiffte, um Rußland und seinen er-
habenen Kaiser zu begrüßen, war der einstimmige Wunsch, welchen mir die
französische Armee ausdrückte, der, daß ich der russischen Armee die ernente
und stets aufrichtige Versicherung ihrer tiefen Freundschaft überbringe.
Freudig und bewegt übermittle ich diesen Wunsch Eurer Majestät und
bitte Sie, ihn Ihren Truppen kundzugeben. Die militärischen Tugenden
derselben waren uns bekannt. Wir haben soeben bei dem unvergeßlichen
Schauspiel ihre natürlichen Anlagen, ihre Ausbildung und mächtige Or-
ganisation bewundert. Die französische Armee, welche Eure Majestät bei
Chälons sahen, zollt aus der Ferne der russischen Armee ihren Beifall und
drückt ihr an diesem feierlichen Tage ihre Gefühle gegenseitigen Vertrauens
und der Waffenbrüderschaft aus. Ich erhebe mein Glas zu Ehren Eurer
Moajestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und der kaiserlichen Familie, und
trinke im Namen der französischen Armee auf die russische Armee!“