Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

Zürkei. (Februar Mitte.—März 2.) 303 
lische, russische, italienische, österreichische Fahne sind auf den Wällen der 
Stadt aufgepflanzt. Dem Kommandanten des griechischen Geschwaders 
wird die Besetzung von Kanea notifiziert. Am 21. landet der deutsche 
Kreuzer „Kaiserin Augusta" 95 Mann und hißt die deutsche Flagge in 
anea. 
Mitte Februar. Die Pforte verstärt die Truppen an der 
thessalischen Grenze, und mobilisiert alle 64 Redifbataillone und 
die Grenzlinien-Divisionen 6 und 17, zusammen ca. 80 000 Mann. 
16. Februar. (Kreta.) Der griechische Oberst Vassos 
landet beim Kloster Gonia und richtet folgende Proklamation an 
die Kreter: 
„Die Leiden, die Ihr, den Ausschreitungen eines fanatischen Pöbels 
ausgesetzt, in dem gegenwärtig herrschenden Zustande der Anarchie erduldet, 
erweckten das nationale Bewußtsein und riefen eine tiefe Bewegung in dem 
hellenischen Volke hervor. Der beklagenswerte Zustand eines Volkes der- 
selben Rasse und derselben Religion, dessen Schicksal das unsere ist, konnte 
nicht länger ertragen werden. Der König beschloß, dieser Lage durch die 
militärische Besetzung Kretas ein Ende zu machen. Indem ich diese Be- 
setzung den Bewohnern der Insel ohne Unterschied der Religion und der 
Nationalität kundthue, verspreche ich im Namen des Königs, daß ich die 
Ehre, das Leben und das Vermögen der Bewohner beschützen und ihre reli- 
giösen Ueberzeugungen achten werde, indem ich ihnen den Frieden und die 
Gleichheit bringe."“ 
21. Februar. (Kreta.) Das deutsche, ein italienisches, russi- 
sches und drei englische Kriegsschiffe beschießen ein Lager der Auf- 
ständischen bei Kanea, da diese trotz der Warnung der Admirale 
gegen Kanea vorrücken. 
23. Februar. Die türkische Kolonie in Paris dankt dem 
Deutschen Kaiser für seine türkenfreundliche Haltung in der kreti- 
schen Frage. 
28. Februar. (Kreta.) Die Christen nehmen Kadano. 
3000 Muhammedaner werden gefangen. 
2. März. (Kanea.) Türkische Gendarmen revoltieren, 
weil ihnen die Löhnung nicht gezahlt worden war, und werden 
durch europäische Seeleute entwaffnet. 
2. März. (Konstantinopel.) Die Großmächte überreichen 
eine Kollektivnote an die Pforte über die Autonomie Kretas. 
Die Kollektivnote erklärt, daß die Mächte, von dem Wunsche beseelt, 
die Integrität der Türkei zu erhalten, die Wiederherstellung der Ordnung 
in Kreta beschlossen haben. Indem die Mächte erklären, daß infolge der 
Verzögerung die Ausführung des vorjährigen Arrangements nicht mehr den 
Verhältnissen entspreche, haben sich dieselben in der Ansicht geeinigt, daß 
Kreta die Autonomie gewährt werden müsse. Gleichzeitig wird die an 
Griechenland gerichtete Sommation angezeigt. (Vgl. Griechenland.)
	        
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