Griechenland. (März 9.— April 9./10.) 317
Glaubensgenossen des kretischen Volkes sind, daß wir, von gleicher Abkunft
mit ihm, durch das gleiche Blut verknüpft sind, so können wir es doch vor
den Großmächten nicht mit Stillschweigen übergehen, daß der griechische
Staat derartigen Erschütterungen nicht mehr lange würde widerstehen können.
Deshalb richten wir einen Appell an die großherzige Gesinnung, von welcher
die Großmächte beseelt sind, indem wir sie bitten, dem kretischen Volke zu
erlauben, sich zu äußern, wie es regiert sein will."“
9. März. Ein griechisches Geschwader fährt in den Golf
von Arta ein und blockiert einige dort vor Anker liegende türkische
Schiffe.
18. März. (Athen.) Die Gesandten der Großmächte teilen
der griechischen Regierung die bevorstehende Blockade Kretas mit.
Am 26. erhalten sie folgende vom 21. März datierte Antwort:
„Ich habe die Ehre gehabt, Ihre Note vom 18. ds. Mts. zu em-
pfangen, mit welcher Sie die Güte hatten, zu meiner Kenntnis zu bringen,
daß die Insel Kreta von heute ab in Blockadezustand versetzt wird. Die
Schiffahrt ist hiervon benachrichtigt worden. Da es indessen durch die
Blockade in Zukunft unmöglich sein wird, Getreide auf Kreta einzuführen,
und da andererseits die Bevölkerung der Insel sich stets von auswärts ver-
proviantieren läßt, ist es in Anbetracht der Bande, welche uns mit der
kretischen Bevölkerung verknüpfen, meine Pflicht, Ihnen von diesen Erwä-
gungen angesichts der Folgen, die daraus entstehen würden, und die wohl
den Gefühlen der Menschlichkeit nicht entsprechen könnten, von denen die
Regierung (folgt der Name der betreffenden Macht) erfüllt ist, Mitteilung
zu machen. Genehmigen Sie u. s. w. gez. Skuzes."
27. März. (Athen.) Der Kronprinz von Griechenland,
Konstantin, der zum Höchstkommandierenden aller Truppen er-
nannt worden ist, reist nach Thessalien, um den Oberbefehl zu
übernehmen.
6. April. (Athen.) Kriegerische Demonstrationen. Ankunft
italienischer und englischer Freiwilliger. Die Gesandten der Groß-
mächte überreichen folgende Note:
„Der Unterzeichnete hat auf Befehl seiner Regierung die Ehre, Sr.
Exzellenz dem Minister des Auswärtigen von Griechenland mitzuteilen, daß
im Falle eines bewaffneten Zusammenstoßes an der griechisch-türkischen
Grenze die ganze Verantwortlichkeit dafür der Angreifer zu tragen habe,
und hat ferner bekannt zu geben, daß, wie auch immer der Ausgang des
Kampfes sein möchte, die Mächte fest entschlossen seien, den allgemeinen
Frieden aufrecht zu erhalten, und sich entschieden haben, auf keinen Fall zu
gestatten, daß der Angreifer auch nur den geringsten Vorteil aus seinem
Angriffe ziehe."“
9./10. April. (Thessalien.) Irreguläre griechische Truppen,
zum Teil unter Führung griechischer Offiziere, überschreiten die
Grenze und werden von türkischen Truppen zurückgetrieben. — In
der Armee werden Angriffe auf den Kronprinzen laut, weil er die
überschreitung der Grenze verzögere.