Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

Rerdamerika. (April 15.—Mai 4.) 325 
deuten, also nicht mehr als der gegenwärtige Tarif in seiner Gesamtheit. 
Die meisten Zollerhöhungen beträfen nur Luxusartikel, wie Seide und 
Spitzen. Allerdings sei auch der frühere Mac Kinley-Zoll auf irdene und 
Glaswaren wieder beantragt, doch diese Zollerhöhung sei nötig, weil der 
gegenwärtige Zoll keinen Schutz gewähre. Die Zölle auf Eisen-, Stahl- 
und Baumwollwaren seien in der neuen Bill wesentlich nicht verändert. 
Der neue Tarif würde im zweiten Jahre eine Mehreinnahme von 
100000000 Dollars ergeben, und da er durchaus auf dem Prinzip des 
Zollschutzes aufgebaut sei, so würde er nicht nur ausreichende Bundes- 
einkünfte sichern, sondern auch dem Lande den Wohlstand wiederbringen, 
der von Mac Kinleys Regierung erwartet werde. — Die gegnerische Presse 
verkündet freilich das Gegenteil und fällt über die neue Tarifbill die aller- 
schärfsten Urteile. Auch Bücher sind nach Dingleys Ansicht Luxusartikel, 
denn der Zoll auf Bücher englischer Sprache soll erhöht und die Zoll- 
freiheit auf Bücher fremder Sprachen aufgehoben und statt dessen der 
ehemalige Zoll von 25 Prozent wieder eingeführt werden. 
Am 31. wird das Gesetz, das rückwirkende Kraft erhalten und am 
1. Mai in Kraft treten soll, angenommen. 
15. April. (Washington.) Präsident Mac Kinley ernennt 
eine Kommission, die nach Europa gehen soll, um eine Verständigung 
über den internationalen Bimetallismus herbeizuführen. — Die 
Kommission bricht am 9. Mai unter Führung des Senators Wol- 
cott auf. 
4. Mai. (Senat.) Bericht des Finanzausschusses über die 
Tarifbill. 
Der Berichterstatter Aldrich schlägt den 1. Juli an Stelle des 
1. Mai für das Inkrafttreten der Bill vor. Bei der Tarifposition Wolle 
werden für die von dem Repräsentantenhause angenommenen Sätze folgende 
Ermäßigungen vorgeschlagen: für Wolle der ersten Klasse von 11 auf 
8 Cents pro Pfund; für Wolle der zweiten Klasse von 12 auf 9 Cents; 
Wolle der dritten Klasse soll, wenn ihr Wert unter 10 Cents pro Pfund 
ist, 4 Cents und, wenn ihr Wert höher ist, 7 Cents zahlen, während das 
Repräsentantenhaus für Wolle der dritten Klasse einen Satz von 32 Pro- 
zent vom Werte, wenn der Wert unter 13 Cents pro Pfund beträgt, und 
einen solchen von 50 Prozent, wenn der Wert höher ist, festgesetzt hatte. — 
Die Tarifvorlage des Senatsausschusses ist von Grund aus verschieden von 
der Dingley-Bill und kommt in Wirklichkeit nahezu auf eine andere gesetz- 
geberische Maßnahme heraus, da viele wichtige Positionen vollkommen um- 
gearbeitet find. — Der Zolltarif für Zucker ist nach dem Vorschlage des 
Senatsausschusses in folgender Weise umgeändert: Zucker nicht über 
16 Holländischer Standard und Rübensaft 2c., der im Polariskop über 
87 Grad und nicht über 88 Grad zeigt, sollen 0,79 Cent per Pfund zahlen, 
ferner für jeden weiteren polariskopisch festgestellten Grad 0,02 Cent per 
Pfund und für Gradteile nach Verhältnis. Zucker über 16 Holländische 
Standard und Zucker, der einem Raffinierungsprozeß unterworfen war, 
soll 1,16 Cent per Pfund entrichten. Außerdem aber soll auf alle ge- 
nannten Zuckerarten noch ein Wertzoll von 35 Cent gelegt werden; Zucker 
nicht über 16 Holländische Standard und Rübensaft 2c., der im Polariskop 
nicht mehr als 87 Grad zeigt, sollen einen Zoll von 75 Prozent ad valorem 
entrichten. Die Tarifvorlage des Senatsausschusses zeigt im allgemeinen
	        
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