332 Anstralien und Südsee. (März 22.—Oktober 15.)
XXI.
Anstralien und Südsee.
22. März bis 24. April. (Adelaide.) Föderationskon-
vention von Delegierten der australischen Kolonien zur Herbei-
führung einer australischen Bundesverfassung.
In langen Debatten werden die Grundzüge einer gemeinsamen Ver-
fassung beschlossen. Das Bundesparlament soll aus einem Senat und dem
Abgeordnetenhause bestehen, deren Mitglieder unmittelbar vom Volke ge-
wählt werden. Jede Kolonie sendet 6 Senatoren in das Parlament; da-
gegen entfällt nur ein Unterhausmitglied auf je 50 000 Einwohner, so daß
Neusüdwales 26, Biktoria 23, Südaustralien 7, Tasmanien und West-
australien je 5 Abgeordnete zu wählen haben werden. Damit die Kleinen
von den beiden Großen nicht erdrückt werden, ist der Senat mit weit-
gehenden Rechten ausgestattet worden. Ein Antrag, den Frauen das all-
gemeine Wahlrecht einzuräumen, fiel mit sehr großer Mehrheit, doch wurde
es für Südaustralien, weil hier schon bestehend, zugestanden. Das Gehalt
des Generalgouverneurs wurde auf 200 000, das der Parlamentsmitglieder
auf 8000 JX¾ festgesetzt; letztere dürfen weder während der Dauer ihres
Mandats, noch sechs Monate nach dessen Ablauf ein besoldetes Staatsamt
annehmen. Post-, Telegraphen= und Eisenbahnwesen, sowie Heer und
Marine sollen in Bundesverwaltung genommen werden. Ein erbitterter
Kampf entspann sich betr. der Wassergerechtsame, besonders was den Murray
und seine Nebenflüsse betrifft; von jeher hatte Neusüdwales das alleinige
Besitzrecht dieses wichtigsten australischen Wasserlaufs in Anspruch genommen,
selbst für die Strecken, wo er Grenzfluß ist; erreicht wurde, daß auch diese
Angelegenheit der Bundeskontrolle unterstellt wurde.
13. April. (Neu-Guinea.) Eingeborene der Nordwestküste
von Neu-Guinea machen einen Überfall auf Mannschaften des
deutschen Vermessungsschiffes „Möwe“ und verwunden mehrere
Matrosen. Es wird sogleich eine Strafexpedition unternommen.
14. August. (Deutsch-Neu-Guinea.) Der stellvertretende
Landeshauptmann von Hagen wird von Eingeborenen ermordet.
10. Oktober. (Hawaii.) Der Senat erkennt den Annexions-
vertrag mit den Vereinigten Staaten an (vgl. S. 126).
15. Oktober. (Viktoria.) Die Parlamentswahlen ergeben
eine schutzzöllnerische Mehrheit.