Asien. (November 14.) 339
sich ohne Kampf zurück. Der Kommandant erläßt folgende Pro-
klamation:
v. Diederichs, Chef des kaiserlich deutschen Geschwaders in Ostafien,
erläßt hiermit folgende Proklamation:
Es wird hiermit zur Kenntnis aller Beteiligten gebracht, daß ich,
dem Befehle meines Herrschers, Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, Ge-
horsam leistend, gekommen bin, Allerhöchstwelcher mich beauftragt hat, an
der Spitze meiner Truppen in der Kiaotschau-Bucht zu landen und von
dieser Bucht, sowie allen Inseln und deren Dependenzen Besitz zu ergreifen.
Nachdem ich diesen Befehl ausgeführt, ist es jetzt meine Pflicht, die Grenzen
der Gegend festzustellen, die ich besetzt halte:
1. Von einer geraden Linie aus, die man von dem Meeresufer nach
dem Ost-Hügel zieht, bis zu einem Punkte, der bei Hochwasser 18 Lä (gleich
1½⅛ deutsche Meile) von Kiaotschau entfernt ist.
2. Von dort in einer geraden Linie nordwärts nach der Tapoting
Likin-Station; von dort zurück bis zur Vereinigung der Kiaotschau= und
Taku-Flüsse.
3. Von dort ostwärts nach dem Meeresufer bis zu einer imaginären
Linie, welche die Lauschan-Bucht in der Mitte durchschneidet.
4. Die östliche Linie verläuft von einem nördlichen Punkte bis zu
einem Punkte halbwegs der Lauschan-Bucht, von dort südwärts bis zu den
Ufern der Inseln von Kuantimiau, Tsalien u. s. w
5. Die südliche Linie erstreckt sich von der Insel Tsalien bis zum
südlichen Punkte der Insel Tiloschan.
6. Im Norden dehnt sie sich bis nach dem Meeresufer an der West-
seite, wo beide Richtungen an einander stoßen, aus.
Die oben genannten Plätze und das zwischen denselben gelegene
Areal werden die deutschen Truppen besetzt halten, bis die Angelegenheit,
betreffend den Mord unserer deutschen Missionare in Schantung, geschlichtet ist.
Mit Bezugnahme auf obiges, erachte ich es denn für notwendig,
Euch alle, d. h. die Bewohner der Iusel Tsingtau und deren Dependenzen,
zu ermahnen, friedlich Euren verschiedenen Berufen nachzugehen und nicht
auf die Worte schlechter und streitsüchtiger Elemente zu hören, um Störungen
hervorzurufen. Thatsache ist, daß Deutschland und China stets Freunde
gewesen sind und in Frieden gelebt haben; früher, als China mit Japan
Krieg führte, gebrauchte Deutschland alle seine Kräfte, um China aus seiner
schlimmen Lage zu befreien. Hiermit wollen wir unsere Freundschaft als
eine Nachbarsmacht beweisen, wir sind hier nicht als Feinde Chinas, und
Ihr braucht uns deshalb nicht mit Verdacht zu begegnen. Es wird über-
dies die Pflicht der deutschen Offiziere sein, die sich dem Gesetze unter-
werfenden Bewohner dieses Platzes zu beschützen, um so den Frieden aufrecht
zu erhalten. Sollte es aber unzufriedene Individuen geben, die den Ver-
such machen, Störungen hervorzurufen, so werden sie nach dem chinesischen
Gesetze bestraft, das heißt enthauptet werden. Weiter, sollte man deutsche
Unterthanen ermorden, so werden die Mörder nach deutschem Kriegsrecht
bestraft werden (das heißt erschossen). Ich erachte es demnach als meine
Pflicht, Euch alle zu ermahnen, nicht den Frieden zu brechen oder sich gegen
Maßnahmen, welche die deutschen Behörden in Zukunft vorzunehmen beab-
sichtige, aufzulehnen. Ziehet die Lage der Sache in Betracht, und Ihr
werdet finden, daß Ihr zu schwach seid, um zu widerstehen. Ihr werdet
nicht nur finden, daß Euch daraus kein Vorteil erwachsen kann, sondern
es wird Euch einleuchten, daß Ihr Euch selbst ins Unglück stürzen würdet.
Weiter, wisset denn, daß dort, wo deutsche Truppen im Lager liegen,
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