Das NBeuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 23.—25.) 95
zu Gott, wie viel mehr der Beruf in der Marine und die Aufgaben, die
er stellt! Dieses Denkmal mit der zu Christi Füßen liegenden Frau soll
auch für Sie, meine verehrten Damen, eine Erleichterung sein!
W. Juni. (Berlin.) Der chinefische Gesandte teilt offiziell
mit, daß der deutsche Gesandte in Peking in Sicherheit ist und sich
wohl befindet.
23. Juni. Der Gouverneur von Ostafrika, Gen. v. Liebert,
tritt zurück. Seine Verwaltung wird von der „Kolonialen Zeit-
schrift“ scharf kritifiert; viele Zeitungen verteidigen ihn lebhaft.
24. Juni. (Mainz.) Der 500jährige Geburtstag Guten-
bergs wird gefeiert durch einen Festzug und eine typographische
Ausstellung.
Ende Juni. (Sachsen.) Veröffentlichung über die Ein-
nahmen der sächsischen Staatsbahnen 1899.
Die Einnahme, 131068 233 Mark, ist zwar um 4841 680 Mark
höher als im Vorjahre, dagegen übersteigen die Ausgaben von insgesamt
98852222 Mark die vorjährigen um 6823192 Mark. Der Ueberschuß
betrug hienach 32216011 Mark, gegen 34197524 Mark im voraufgegangen
Jahr, also 1981513 Mark weniger. Das Anlagekapital, welches 1898
839.1 Mill. Mark, 1899 dagegen 870.1 Mill. Mark betrug, wurde durch
diesen Ueberschuß mit 3.70 Proz. verzinst, gegen 4.07 Proz. im Jahre 1898.
Diese Verzinfung ist die niedrigste seit 1851. Die Gründe dieser unerfreu-
lichen Erscheinung sind einmal in der unaufhaltsamen Steigerung der Aus-
gaben infolge der Vermehrung des Betriebspersonals, die Erhöhung der
Arbeitslöhne und der Materialpreise, dann aber auch in der erheblichen
Zunahme des Anlagekapitals durch den kostspieligen Umbau von Bahnhöfen
und den Neubau unrentabler Linien zu suchen.
25. Juni. (Kiel.) Der Kaiser erläßt folgende Kabinetts-
Ordres über Bildung und Führung eines Expeditionskorps nach
China:
Ich bestimme: 1. Für die Entsendung nach China ist von Meiner
Marine ein Expeditionskorps zu bilden, bestehend aus dem 1. und 2. See-
bataillon, einer fahrenden Feldbatterie und einem Pionierdetachement.
2. Dem Befehlshaber des Expeditionskorps verleihe Ich die gerichtsherrlichen
und disziplinaren Befugnisse eines Divisionskommandeurs. 3. Sein Stab
besteht aus: einem Stabsoffizier als Chef des Stabes, einem Hauptmann,
einem Oberleutnant, einem Oberstabsarzt, einem Oberzahlmeister, einem
evangelischen und einem katholischen Marinepfarrer, sowie dem erforderlichen
Unterpersonal. 4. Für das 1. und 2. Seebataillon ist in Kiel und Wil-
helmshaven alsbald je ein Ersatzbataillon zu bilden. Ausführungsbestim-
mungen erläßt der Staatssekretär des Reichsmarineamts. 5. Die In-
stradierung und Abwicklung des Transports liegt der Marinestation der
Nordsee ob.
Kiel, an Bord Meiner hacht „Hohenzollern“,
den 25. Juni 1900.
An den Reichskanzler (Reichsmarineamt).
Wilhelm.