Das Denische Reiqh und seine einzelnen Glieder. (Dezember 10./13.) 165
worden ist, genützt? Nach dieser Unterredung dürfte der Herr Präfident
Krüger noch ebenso klug gewesen sein wie vorher. (Heiterkeit.) Der fran-
zösische Minister des Aeußern hat so verständig geantwortet, wie man es
von einem so einsichtsvollen und verständigen Staatsmann nicht anders
erwarten konnte. Ich würde es nicht schöner haben machen können. (Große
Heiterkeit.) Bei allem menschlichen Mitgefühl für das tragische Schicksal
des Präfidenten Krüger und seines Volkes, bei allem Verständnis für sein
Gottvertrauen würde ihm doch nichts anderes gesagt werden können, als
was schon der Deputation, die im vergangenen Jahre in Paris und Peters-
burg war, überall geantwortet ist, nämlich, daß man das Aufhören des
Krieges lebhaft wünsche, daß aber ohne die Zustimmung Englands keine
Vermittlung in Aussicht genommen werden könnte. Die Reise des Präfi-
denten Krüger nach Berlin würde unserer Stellung in der Welt auch nichts
genützt haben. Entweder würden die zu erwartenden Ovationen für den
Präfidenten Krüger vollständig zwecklos und ein Feuerwerk gewesen sein
oder unsere internationalen Beziehungen wären beeinträchtigt worden. Diese
internationalen Beziehungen zu schützen gegen jede Trübung, sei es durch
Demonstrationen oder anderes, ist Pflicht der Regierung. Früher wurden
Kriege wohl hervorgerufen durch Ränke der Kabinette oder durch Minister,
die sich allerdings seitdem noch nicht viel gebessert haben (Große Heiterkeit),
heute können aber auch Verwicklungen durch Volksleidenschaften und durch
Erregung der öffentlichen Meinung herbeigeführt werden. Ich nehme aber
auch keinen Anstand, hier auszusprechen: wir stehen England gegenüber
vollständig unabhängig da und sind auf England nicht mehr angewiesen
als England auf uns; aber wir sind bereit, auf der Basis gegenseitiger
Rücksichtnahme mit England in Frieden und Freundschaft und Eintracht
zu leben. Wollten wir aus Gefühlsrücksichten überall unsere Lanze ein-
egen, so wäre das ein politischer Fehler, eine politische Dummheit, für
welche ich eine Verantwortung nicht übernehmen könnte. (Beifall.) Wir
werden wie überall, so auch in Afrika die politischen und wirtschaftlichen
Interessen Deutschlands wahren; wir rechnen auch damit, daß durch den
Ausgang des südafrikanischen Krieges unsere wirtschaftlichen Interessen nicht
dauernd beeinträchtigt werden und schärfere Einwirkungen auf unseren afri-
kanischen Besitzstand nicht erfolgen. Bei allem Respekt vor der deutschen
Volksseele und deren Empfinden dürfen wir uns nicht von den Stimmungen
deutscher Volkskreise leiten lassen, sondern einzig und allein von den Inter-
essen der Nation. Und diese gebieten eine selbständige, ruhige, unabhängige,
neutrale Haltung gegenüber den südafrikanischen Dingen. (Beifall.)
Am folgenden Tage kritisiert Abg. Bebel (soz.) scharf die aus-
wärtige Politik des Reiches, vor allem gegen Transvaal, das Deutschland
treulos im Stiche gelassen habe. Eine Amsterdamer Zeitung schrieb mit
Recht „die Deutschen fürchten nur Gott und ihre Großmutter“. Nach einem
Angriff auf den Grafen Posadowsky wegen der 12000 Mark-Angelegenheit
spricht er über Korruption in den höchsten Kreisen und schließt: In den
nächsten Wochen wird in allen Kirchen gesungen werden: Friede auf Erden!
Hoffentlich bleibt dieses Wort nicht manchem im Halse stecken. Die bürger-
liche Gesellschaft ist mit ihrem Latein zu Ende; es ist ihre Götterdämme-
rung eingetreten; fie arbeiteten nur für uns. Der Kriegsminister sagte:
„Gottes Mühlen mahlen langsam“; ich sage: „unfre, die sozialdemokrati-
schen, Mühlen mahlen rasch“. Vivent nos amis, nos ennemis! Staats-
sekretär Graf Posadowsky rechtfertigt die Annahme der 12000 -“, weil
sie einem Gesetze zum Besten der Arbeiter hätten dienen sollen. Sie seien
verwendet zur Verbreitung amtlichen Materials, eines Auszugs aus der
dem Gesetzentwurf beigegebenen Denkschrift und aus Reden der Bundesrats-