Das Denisqhe Reit und seine einjelnen Glieder. (Dezember 10./13.) 167
Holland begeben; worauf die Sinnesänderung des Präfidenten Krüger zu-
rückzuführen war, will ich unerörtert lassen, — aber als wir hörten, daß
der Präsident Krüger in kleinen Etappen über Köln und Magdeburg nach
Berlin sich begeben wolle, haben wir ihn in der allerhöflichsten und rück-
sichtsvollsten Weise durch Vermittlung der Botschaft in Paris und Herrn
Dr. Leyds darauf aufmerksam machen lassen, daß Se. Majestät der Kaiser
zu seinem Bedauern nicht in der Lage wäre, ihn zu empfangen, und des-
halb bäte, von seiner Reise Abstand zu nehmen. Als darauf Herr Präsi-
dent Krüger nach einigem Hin= und Herreden seine Reise ins Werk setzte,
ist ihm in Köln wieder in aller rücksichtsvollster und entgegenkommendster
Weise durch unseren Gesandten in Luxemburg gesagt worden, Se. Mojestät
der Kaiser sei außer stande, ihn jetzt zu sehen, und bäte ihn, von der Reise
abzustehen. Ueberrumpeln und vergewaltigen lassen wir uns nicht. Nun
hatte der Abg. Hasse gesagt, und er ist damit in die Fußtapfen des Abg.
Bebel getreten, daß unsere Haltung gegen den Präsidenten Krüger hervor-
gegangen sei aus Rücksicht gegen das Ausland und wie es in den Alldeut-
schen Blättern hieß, aus Liebedienerei gegen das Ausland. (Sehr richtig!)
Unsere Haltung gegenüber dem Präsidenten Krüger ging nur hervor aus
der Wahrung unserer eigenen Interessen. Wir haben das gethan, was uns
nützlich war und die Wahrung des Weltfriedens forderte. Dabei war uns
der Beifall der einen so gleichgültig, wie der Aerger der anderen. Der
Abg. Hasse hat hier angedeutet, daß unsere Haltung gegenüber der Reise
des Präsidenten Krüger oder überhaupt gegenüber dem südafrikanischen
Kriege zurückzuführen wäre auf die verwandtschaftlichen Beziehungen des
Trägers der Krone. (Zuruf des Abg. Hasse.) Das hat der Abg. Bebel
gestern gesagt und ich habe verstanden, daß sich der Abg. Hasse den Vor-
wurf zu eigen gemacht hätte. Wenn Sie das, Herr Abg. Hasse, nicht ge-
than haben, so konstatiere ich das mit Vergnügen und antworte nur dem
Abg. Bebel. Wie die englische Regierung und der englische Hof zur Reise
des Präsidenten Krüger stehen, weiß ich nicht, aber das erkläre ich auf das
entschiedenste, daß vonseiten des englischen Hofes und der englischen Regie-
rung weder an Se. Majestät den Kaiser noch an mich, den verantwortlichen
Reichskanzler, weder ein Wunsch noch ein Antrag herangetreten ist. Diese
Zumutung zeigt wenig Kenntnis des Charakters Sr. Mjestät des Kaisers
und seiner Vaterlandsliebe. (Beifall.) Für Se. Majestät den Kaiser sind
lediglich nationale Gesichtspunkte maßgebend, und, wenn es anders wäre,
wenn irgend welche verwandtschaftlichen oder dynastischen Verhältnisse Ein-
fluß hätten auf die Entschließungen Sr. Mäsjestät, so würde ich nicht einen
Tag länger Minister bleiben. (Lebhaftes Bravol) Nun ist der Herr Ab-
geordnete zu sprechen gekommen auf das deutsch-englische Abkommen und er
hat in sehr schwarzen Farben geschildert alle Folgen. Das hat mich inso-
fern erstaunt, als der Abg. Hasse ja gar nicht weiß, was in dem Abkommen
drinsteht. (Sehr gut! Heiterkeit!) Ich werde es ihm auch jetzt nicht sagen,
denn ich darf es nicht sagen. (Heiterkeit. Unruhe.) Wir sind übereinge-
kommen, bis zum Eintreten bestimmter Ereignisse und Zustände nichts zu
veröffentlichen. Ich muß also schweigen. Wenn ich nicht schweigen könnte,
so würden wir an Vertrauen bei den übrigen Regierungen verlieren, nie-
mand würde mit uns verhandeln wollen, und damit wäre Ihnen auch nicht
gedient. Das aber kann ich sagen, daß das Abkommen keine Bestimmung
enthält, die sich irgendwie bezöge auf einen Konflikt Englands mit der
Südafrikanischen Republik. Unsere Haltung gegenüber der Südafrikanischen
Republik, unsere nach beiden Seiten neutrale Haltung würde ganz dieselbe
gewesen sein, auch wenn der deutsch-englische Vertrag nicht existierte; sie
ging nicht hervor aus einer Verpflichtung, sondern aus unserem wohlver-