190 Die Gesterreichisch-Ausarische Menanie. (September 2c.)
strebungen aus eigener nationaler Kraft zu nichte machen werde. Die Ab-
geordneten der deutschen Volkspartei hätten in Waffenbrüderschaft mit den
anderen deutschen Parteien die Aufhebung der Sprachenverordnungen, die
Zertrümmerung der autonomistisch slavischen Mehrheit des Abgeordneten-
hauses und die Isolierung der Tschechen erzwungen. Der Aufruf betont,
daß die Partei an ihren wirtschaftlichen und sozialreformatorischen For-
derungen festhalte.
„Jungtschechische Partei.“ An das böhmische Volkl Der Reichsrat
ist aufgelöst. Die böhmischen Wähler find abermals zur Urne berufen, um
auf unzweideutige und bestimmte Weise zu erklären, ob sie wollen, daß das
böhmische Volk seinen Nacken unter ein Unrecht beuge, das ihm leichtfertig
zugefügt worden ist, oder ob sie die Defensivtaktik billigen, welche die bis-
herigen Vertreter des Volkes gegen das herrschende System eingeleitet haben.
In einer schweren Verfassungskrisis befindet sich die Monarchie. Allein
anstatt daß bei der Kur auf die Entstehung der Krankheit das Augenmerk
gerichtet werde und daß endlich in diesem Reich auf gerechte Art und Weise
die prinzipiellen nationalen und verfassungsmäßigen Probleme gelöst werden,
sollen bei den bevorstehenden Wahlen die Wähler sich der wirtschaftlichen
und sozialen Interessen erinnern, welche durch das herrschende zentralistische
System so lange vernachlässigt worden sind. Auf eine solche Aufforderung
werden die tschechischen Wähser die einzig mögliche Antwort erteilen: „Das
böhmische Volk wird niemals auf die besondere staatsrechtliche Stellung der
Länder der böhmischen Krone verzichten, welche allein zur kulturellen Hebung
und zur ökonomischen Wohlfahrt der Bevölkerung führen kann; das böhmische
Volk wird niemals ablassen von seinen Ansprüchen auf Umwandlung des
bureaukratischen Zentralismus in eine wahrhafte Selbstverwaltung, auf die
Durchführung des gleichen Rechts der tschechischen Sprache auf allen Ge-
bieten des Staatslebens und auf Anerkennung vollkommener bürgerlicher
Freiheit. Das böhmische Volk wird durch seine Stimme das Vorgehen
seiner Abgeordneten gutheißen.“ In diesem Sinne gehet, böhmische Wähler,
an die Wahlvorbereitungen! Das Exekutivkomitee der national-freisinnigen
Partei, welche im vollen Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit dem Volk
gegenüber zu dem zähesten Kampf für die gemeinsamen Ziele des Volkes
entschlossen ist, wird in Wahlangelegenheiten Allen mit Rat und Hilfe bei-
stehen und wird dafür Sorge tragen, daß die bevorstehenden Abgeordneten-
wahlen zu einer einmütigen und großartigen Manifestation des gesamten,
für Recht und Gerechtigkeit kämpfenden Volkes werden.
Der Aufruf der „Christlich-Sozialen“ verurteilt die Obstruktion, die
den Tod der jetzigen Verfassung herbeiführen werde. „Die destruktiven Ele-
mente hoffen, am Grabe Oesterreichs ihr Banner aufzupflanzen.“ Der Auf-
ruf wendet sich heftig gegen die Oesterreich feindlichen Radikal-Nationalen,
gegen die Sozialdemokraten und deren jüdische Führer. Die Partei ver-
langt Verstaatlichung des Bank= und Geldwesens und der gesamten Kohlen-=
gewinnung; sie werde an der deutschen Gemeinbürgschaft festhalten und für
eine gesetzliche Festlegung der deutschen Vermittelungssprache eintreten. Gut
deutsch, gut christlich, gut österreichisch sei die Parole im Wahlkampfe.
„Deutsch-Nationale": „Mit der Fortsetzung einer Politik, durch die
der Staat den Slaven ausgeliefert wird, kommt nicht nur die Verfassung,
sondern auch der Staat selbst in Gefahr. Die Sorge um ihn ist die Sache
der Regierung. Wir stellen die Pflicht, unser Volkstum zu erhalten und
dessen geschichtliche Aufgabe in Oesterreich zu erfüllen, voran. Darum be-
kämpfen wir die slavischen, klerikalen und feudalen Anschläge, die darauf
ausgehen, Oesterreich seinem Berufe zu entziehen. Deshalb „Los von Un-
garn, Los von Galizien, Los von Juda und Rom“, deshalb verlangen wir