Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechzehnter Jahrgang. 1900. (41)

Rumãnien. (Januar 21. —Augufst.) 281 
Auf der anderen Seite findet man in den egyptischen Bataillonen Unter- 
leutnants und Hauptleute, die 20 Dienstjahre haben. Diese alten Schnauz- 
bärte müssen Jungen gehorchen, die noch nicht auf der Welt waren, als 
jene schon müde vom Kriegsdienst waren. Daher ist auch unsere früher so 
vorzügliche Militärschule, der die Söhne aus den besten Familien des Landes 
mit Stolz angehörten, vollständig verödet. Ihre Rekrutierung vollzieht sich 
heute in geradezu jämmerlicher Weise. Man sieht nur noch arme Teufel, 
die durch Freistellen und Prämien angelockt find. Wingate, der neue Gou- 
verneur des Sudan, besitzt Feinheit und Lebensart und ist vollständig frei 
von den Landsknechtmanieren Kitcheners. Er wird wohl manche Kluft 
überbrücken, aber durch die geschicktesten Schmeicheleien wird man ebenso 
wenig wie durch die Strenge der Kriegsgerichte den Haß der egyptischen 
Offiziere gegen ihre Erzieher beseitigen, die ihnen nach ihrer Ansicht nur 
an Macht überlegen sind, die schamlos die angesehenen Stellen an sich reißen, 
das Budget abschöpfen und die alten Diener des Landes zu einer beschei- 
denen Besoldung verurteilen.“ 
XVI. 
Numänien. 
21. Januar. Teilweiser Ministerwechsel. 
In Genehmigung des Gesuchs des Ministerpräsidenten und Ministers 
des Innern, Kantakuzene, von der letzteren Funktion enthoben zu werden, 
genehmigt der König folgende Veränderungen im Kabinett: Kantakuzene 
bleibt Ministerpräsident ohne Portefeuille, der bisherige Finanzminister, 
General Manu, übernimmt das Innere, der Kultusminister Take Jonescu 
die Finanzen. An die Stelle Jonescus tritt der Minister für die öffent- 
lichen Arbeiten, Dr. Istrati, welcher durch den Deputierten Juan Gradisch- 
teano ersetzt wird. Die übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles. 
17. Juli. Das Kabinett tritt zurück und wird durch ein 
konservatives unter dem Präsidium Carps ersetzt. 
August. September. Verwicklung mit Bulgarien. 
Infolge der Ermordung eines rumänischen Professors durch einen 
Bulgaren in Bukarest (22. Juli) kommt es zu diplomatischen Verwicklungen 
und Rüstungen. Die rumänische Regierung richtet eine Beschwerde an die 
Pforte wegen des bulgarisch-macedonischen Komités in Sofia und an die 
Großmächte wegen der bulgarischen Rüstungen. — Das bulgarisch-mace- 
donische Komité soll die Ermordung der Könige von Rumänien und Ser- 
bien geplant haben, um während der hierdurch entstehenden Verwirrung 
sich auf Macedonien zu werfen. 
In einem Prozeß, der gegen mehrere Bulgaren wegen dieser und 
anderer Mordthaten angestrengt wird, werden einige zu Gefängnis= und 
Geldstrafen verurteilt (23. Nov.). — Die Existenz einer Verschwörung gegen 
König Carol wird festgestellt.
	        
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