198 Jie flerreichisczz-ungerische Monarchie. (September Mitte—Oktober 11.)
Erledigung gefunden. Die gesunde und feste Entwicklung der Kredit-
verhältnisse zu fördern, ist eine neue Regelung des Bankwesens berufen.
Es sind auch wichtige und einschneidende Schritte im Interesse der Re-
gelung der Valuta geschehen. Die vollständige Einlösung der aus den
Staatsnoten bestehenden gemeinsamen schwebenden Schuld und die Re-
gelung der hiemit verbundenen Obliegenheiten werden die den obligatorischen
Barzahlungen im Wege stehenden Hindernisse hinwegräumen. So nähern
wir uns denn, wenn auch mit der durch die Lage erforderlichen Vorsicht,
so doch mit Entschiedenheit in der Aufnahme der Barzahlungen jener Zeit,
welche die für jeden Produktionszweig wichtige und so lange entbehrte
Stabilität des Geldmarktes sichern wird.
Mitte September. (Cisleithanien.) Nach einer Veröffent-
lichung des Evangelischen Oberkirchenrats sind seit 1899 13700
Seelen vom Katholizismus zum Protestantismus übergetreten.
28. September. (Wien.) Das 2. Bataillon des 2. deut-
schen ostasiatischen Infanterie-Regiments, das von Triest nach Berlin
befördert wird, wird vom Kaiser besichtigt. Bei einem den Offi=
zieren gegebenen Festmahle bringt er folgenden Trinkspruch aus:
Kaiser Wilhelm, Mein teurer Freund, hat geruht anzuordnen, daß
das zweite Bataillon des 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiments bei seiner
Rückkehr zuerst an unfrer Küste Europas Boden betrete und dann über
Wien den weiteren Heimweg nehme. Auf das herzlichste begrüße Ich das
in Gefechten und allen Kriegsbeschwerden vielbewährte tapfere Bataillon.
Durchdrungen von treuer Waffenbrüderschaft, entbietet Meine gesamte
Wehrmacht dem Bataillon den kameradschaftlichsten Willkommgruß. Wenn
Sie, meine Herren, im Hochgefühl standhaftester Pflichterfüllung in der
Heimat anlangen, wenn aus allen Gauen Deutschlands Ihnen Freuden-
grüße entgegenjubeln und Ihr erhabener höchster Kriegsherr mit huldvoller
Befriedigung auf Sie blicken wird, dann mögen Sie auch der Tage gern
gedenken, die Sie mit Ihren österreichisch-ungarischen Kameraden im fernen
Ostasien und jetzt hier zusammenführten. Was Sie und wir mit Ihnen
empfinden, fasse IJch in den Ruf zusammen: „Seine Moajestät Kaiser Wil-
helm hoch!“
September. (Böhmen.) In der Agitation für die Land-
tagswahlen greifen die Deutsch-Radikalen unter Führung Wolfs
die Fortschrittspartei und Volkspartei scharf an und verwerfen jeden
Versuch, durch eine Landesteilung einen Ausgleich mit den Tschechen
herbeizuführen.
8./17. Oktober. (Böhmen.) Landtagswahlen.
Es werden gewählt: 68 Jungtschechen, 28 Deutschfortschrittliche,
24 Alldeutsche, 21 tschechische Agrarier, 12 Angehörige der Deutschen
Volkspartei, 6 Alttschechen, 3 deutsche Agrarier, 3 Tschechisch-Radikale,
1 deutscher Christlich-Sozialer, 49 Konservative und 21 verfassungstreue
Großgrundbesitzer sowie 6 Träger von Virilstimmen. — Die Jungtschechen
haben an die tschechischen Agrarier, und die Deutschfortschrittlichen an die
Alldeutschen Sitze verloren.
11. Oktober. (Ungarn.) Reichstagswahlen.
Es werden gewählt: 263 Liberale, 20 Mitglieder der Volkspartei,