Die Kerreichisch-ungarische Monarchie. (Oktober 16. 17.) 199
75 Mitglieder der Kossuthfraktion, 11 von der Fraktion Ugron, 13 partei-
lose, 5 von der Nationalitätenpartei und 1.-Demokrat. — Während der
Wahlen kommt es an mehreren Orten zu blutigen Zusammenstößen, aber
im ganzen erfordert die Wahl geringere Opfer als früher.
16. Oktober. (Cisleithanien.) Der Reichsrat tritt zu-
sammen.
17. Oktober. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Etat.
Körber über die Handelspolitik.
Der Finanzminister legt das Budget vor. Es weist ein Gesamt-
erfordernis von 1,685,117,944 Kronen auf (um 43,954,600 Kronen höher).
Die Gesamtdeckung ist präliminiert mit 1,685,966,357 Kronen, ist somit
um 43,968,772 Kronen höher. Der Staatsvoranschlag schließt aktiv mit
848,413 Kronen ab. Für die 1902 zur Zurückzahlung der fälligen Kapi-
talien der allgemeinen Staatsschuld sind Obligationen von 2,203,363
Kronen für die in Noten verzinsliche Schuld und von 3,034,540 Kronen
für die in Silber verzinsliche Schuld auszufertigen. Die gemeinsamen
Auslagen mußten eine 10,065,145 Kronen höhere Präliminierung erfahren
infolge der niedrigeren Veranschlagung des Reinertrages des Zollgefälles
um 12,502,500 Kronen. An dem Mehrerfordernis partizipieren sämtliche
Ministerien. Die Staatsschuld weist einen Mehranspruch von 8,791,003
Kronen auf wegen des Zinszuwachses für die zu begebende Rente; ebenso
ist der Dienst der gemeinsamen Staatsschuld erhöht um 1,175,369 Kronen
mit Rücksicht auf die in diesem Jahre und 1902 beabsichtigte Begebung
der Tilgungsrente. Was die Bedeckung betrifft, so weist das Budget des
Finanzministeriums als bisher realisierten Münzgewinn 16 1/ Millionen
zur Ausgabe von Teilmünzen der Kronenwährung auf. Die indirekten
Abgaben weisen eine Steigerung von 23,234,000 Kronen, die direkten eine
Steigerung von 6,907,100 Kronen auf.
Hierauf führt Ministerpräsident v. Körber aus, daß in der Ver-
tretung der wirtschaftlichen Interessen des Reiches alle Nationen zusammen-
stehen müßten. Die Regierung ist für eine Politik der Handelsverträge,
selbstverständlich solcher Verträge, in welchen auch unfre Interessen ge-
würdigt werden, denn andernfalls müßten wir uns auf unser Haus zurück-
ziehen und dafür sorgen, daß es entsprechend behütet werde, was uns viel-
leicht besser gelingen könnte, als manchem anderen Staate. Aber zunächst
ist doch der Abschluß von Handelsverträgen in Aussicht zu nehmen; erstens
deshalb, weil das gleiche System unfrer bisherigen Wirtschaft zu Grunde
liegt, und wir in Oesterreich sowohl wie in Ungarn thatsächlich Ueberschüsse
abzugeben haben, welchen der Absatz gesichert werden soll; zweitens, weil
bei der Gestaltung des Weltmarktes die Isolierung eines einzelnen Staates
für diesen verhängnisvoll werden müßte. Natürlich dann, wenn die Politik
der Verträge allseits aufsgegeben werden würde, hätten wir den gleichen
Weg einzuschlagen. Ich gestehe aber ganz offen, daß ich von dem Zustande-
kommen neuer Verträge eine Erlösung aus dem Zustande erhoffe, dessen
betrübende Wirkungen schon seit Jahren hervortreten, namentlich von einem
neuen Handelsvertrag mit dem Deutschen Reich, der ja den Ausgangspunkt
für alle weiteren Vereinbarungen dieser Art zu bilden hätte. Allerdings
lassen die Vorkommnisse der jüngsten Zeit, auf die ich schon einmal hin-
deutete, ein solches Beginnen sehr schwierig erscheinen. Treffen auch hohe
Getreidezölle im wesentlichen den Konsum, ohne die notwendige fremde
Zufuhr ernstlich zu beeinträchtigen, so vermögen hohe Viehzölle allerdings
eine Steigerung der Produktion hervorzurufen und den bisherigen Impor-