202 Hie lslerreichisc= ungarische Monarcie. (November 19.—Dezember 9.)
jetzigen Quote den Ausgleich mit Osterreich erneuern. Bei einer
Zolltrennung leide Osterreich mehr als Ungarn.
19. November. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. De-
batte über Zulassung fremder Kongregationen.
Die Abg. Klofac (Tsch.) und Schumeier (Alldeutsch) stellen
Dringlichkeitsanträge gegen die Zulassung ausländischer Kongregationen, die
vermutlich infolge des französischen Vereinsgesetzes einwandern würden.
Klofac erklärt, es werde sich bald eine tschechische Los von Rombewegung
entwickeln. Kultusminister v. Hartel glaubt nicht an eine bedeutende
Einwanderung französischer Kongregationen. Die bestehenden Gesetze würden
zur Aufrechterhaltung des konfessionellen Friedens genügen. — Nach mehr-
tägiger Debatte wird die Dringlichkeit der Anträge abgelehnt (25. November).
23. November. (Ungarn.) Der Finanzminister legt dem
Abgeordnetenhause das Budget für 1902 vor.
Es schließt mit einer Einnahme von 1086 870018 Kronen und
einer Ausgabe von 1086749 083 Kronen, also mit einem Ueberschuß von
120 935 Kronen ab. Die gemeinsamen ordentlichen Ausgaben weisen ein
Mehrerfordernis von 6716000 Kronen auf. Auf Grund der Schluß-
rechnungen sind die Einnahmen aus den direkten Steuern um 3284000,
aus den indirekten Steuern um 3 380 000 Kronen, aus dem Post-, Tele-
graphen= und Telephonwesen um 11000,000 Kronen höher eingestellt.
29. November. (Wien.) Der Führer der Alldeutschen, Abg.
Wolf, legt aus persönlichen Rücksichten sein Mandat nieder. Es
heißt, er habe eine Annäherung an die Deutsche Volkspartei ge-
wünscht und sei darüber mit dem Abg. Schönerer in Konflikt ge-
kommen.
Ende November. (Galizien.) Anläßlich des Wreschener
Prozesses (S. 162) finden große deutschfeindliche Kundgebungen statt.
In Lemberg wird das deutsche Konsulat beschädigt. Es wird vor-
geschlagen, die deutschen Geschäfte zu boykottieren.
6. Dezember. (Cisleithanien.) Das Abgeordnetenhaus
lehnt nach langer Debatte einen Dringlichkeitsantrag auf Errich-
tung einer südslavischen Universität ab. Der Kultusminister glaubt
nicht, daß die Voraussetzungen für eine solche Universität vor-
handen seien.
7. Dezember. (Wien.) Der Kultusminister empfängt eine
Abordnung Ruthenen, die sich über Bedrückungen seitens der Polen
an der Lemberger Universität beschwert.
9. Dezember. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. De-
batte über die Arbeitsfähigkeit des Parlaments; Drohung Körbers.
— Die galizischen Demonstrationen und die preußische Polenpolitik.
Tschechische Abgeordnete werfen der Regierung vor, daß sie unter
der Botmäßigkeit der deutschen Linken stehe und die nichtdeutschen Natio-
nalitäten zu entrechten suche.