Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 16. 17.) 15
Das Departement der Finanzen hat nur einen sehr kleinen Mehrbedarf von
2213 Mark, bezw. 1463 Mark.
16. Januar. Der Reichstag verweist mehrere Anträge betr.
Ausgestaltung der Gewerbegerichte an eine Kommission und ge-
nehmigt einen Antrag Hitze (Z.) -v. Heyl (nl.) über denselben
Gegenstand.
17. Januar. (Bayern.) Eine kgl. Verordnung verleiht der
Technischen Hochschule München das Recht, die Doktorwürde (Dr. ing.)
zu verleihen. (Vergl. 1899 S. 152, 185.) — Die Hochschule er-
nennt den Prinzen Ludwig zum ersten Ehrendoktor.
17. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Bericht
des Präsidenten über die Gratulationsaudienz beim Kaiser.
Präsident v. Kröcher: Meine Herren! In Erledigung des Auftrages,
den Sie vorgestern Ihrem Präsidium erteilt haben (die Mitglieder des
Hauses erheben sich von ihren Plätzen), hat dasselbe heute eine Audienz bei
Sr. Majestät dem Kaiser und König und Gelegenheit gehabt, die Glück-
wünsche des Hauses Sr. Majestät darzubringen. Se. Majestät hat mich
beauftragt, dem Hause Seinen Dank für diesen Glückwunsch auszusprechen
und hinzugefügt, wie sich Se. Majestät wohl bewußt wäre, daß die Könige
von Preußen nicht das hätten leisten können, was sie in der Weltgeschichte
geleistet haben, wenn sie nicht ein solches Volk hinter sich gehabt hätten,
ein Volk, welches ihnen die Offiziere und Soldaten, die Beamten aller
Klassen in einer Vortrefflichkeit geliefert hätte, wie sie ein anderes Volk
kaum hätte, und Se. Majestät hat dem Wunsche und der festen Zuversicht
Ausdruck gegeben, daß der Geist, welcher Preußen in der Geschichte auf
die jetzige Höhe gebracht hat, im Volke bleiben wird für alle Zeiten, für
Seine Nachkommen und für die Nachkommen des Volkes, wie es bis jetzt
gewesen ist. Meine Herren! Wir, die gewählten Vertreter des preußischen
Volkes dürfen uns der Hoffnung hingeben, ja, ich kann sagen, wir können
geloben, daß das Preußen auch in Zukunft ebenso treu zu seinem Herrscher-
hause stehen wird, wie es früher gestanden hat und wie es heute steht.
Lassen Sie uns das bekräftigen durch den Ruf: Se. Majestät der Kaiser,
unser Allergnädigster König und Herr lebe hoch!
17. Januar. (Preußen.) Anläßlich der Jubiläumsfeier
schreibt der „Staats-Anzeiger“:
„Zwei Jahrhunderte sind morgen, am 18. Januar 1901, seit dem
Eintritte des preußischen Königtums in die Geschichte verflossen. Ehr-
erbietig und dankbar begrüßen wir an dieser Stelle zum Jubelfest der
preußischen Krone die zahlreich eingetroffenen hohen Vertreter der aus-
wärtigen Mächte. An ihrer Spitze den erlauchten Großfürsten Wladimir
von Rußland, den Thronfolger des mit uns verbündeten Oesterreich-Ungarn.
Ebenso sei herzlicher Willkomm den deutschen Fürsten und Würdenträgern
entboten, die als Abgesandte unserer Verbündeten im Reiche bei dieser
denkwürdigen Feier um den König versammelt sein werden. Das Lob
der preußischen Monarchie, die morgen in dem Mittelpunkt so vieler ehren-
voller Kundgebungen steht, ist ihre Geschichte. Ohne Ueberhebung darf hier
ausgesprochen werden, daß die Nachkommen der Burggrafen von Nürnberg
sich mit ihren Brandenburgern und Preußen die Königskrone redlich haben
verdienen müssen. Preußen hatte über den Rahmen des Kurfürstentums