244 Ilalien. (Februar Ende—März 26.)
Ende Februar. Anfang März. (Palermo.) Ausstand der
Hafenarbeiter. Es kommt zu Unruhen, bei denen Militär ein-
schreitet.
7. März. Ministerpräsident Zanardelli legt dem Parlament
sein Programm vor.
Er führt in beiden Kammern aus, die Regierung werde sich be-
mühen, die Verwaltung zu vereinfachen und die Geschäfte zu beschleunigen.
Er beabsichtige schleunige Maßregeln, um die Steuern, welche die unteren
Volksklassen treffen, herabzusetzen. Um den dadurch entstehenden Ausfall.
im Staatsschatz zu decken, schlägt das Ministerium vor: 1. Abänderung
der Erbschaftssteuer in progressivem Sinne entsprechend dem Beispiel
Englands und Frankreichs. 2. Eine Stempelabgabe für verarbeitetes Gold
und Silber. 3. Eine Abgabe auf Börsenschlüsse, Reform der Abgabe auf
Pulver. 4. Allgemeine Ersparnisse. Das Ministerium übernimmt außer-
dem die Verpflichtung, in ganz kurzer Zeit einen Gesetzentwurf vorzulegen,
welcher den Preis des Salzes herabsetzt. Endlich werden Gesetzentwürfe
hinsichtlich der sozialen Gesetzgebung angekündigt.
12. März. Die Kammer verweist die finanzpolitischen Vor-
lagen der Regierung an eine Kommission. Die Mehrzahl der neu-
gewählten Kommission besteht aus Gegnern der Regierung.
22. März. (Kammer.) Debatte über Lebensmittelzölle.
Der Dep. Bertesi beantragt, den Zoll auf Getreide möglichst bald
aufzuheben. Finanzminister Wollemborg: Er sei mit einer allmählichen
Herabsetzung des Getreidezolles durchaus einverstanden, jedoch würde eine
solche gegenwärtig den Abschluß von Handelsverträgen erschweren. Man
müsse verhindern, daß eine solche Reform in den fast ausschließlich agra-
rischen Bezirken eine Krisis herbeiführe; das Parlament und die Regierung
müßten das Land darauf vorbereiten, daß es imstande sei, eine derartige
Reform zu ertragen. Auch könne man wegen anderer dringender Reformen
zur Zeit nicht auf die Einnahmen aus den Getreidezöllen verzichten. Er
sei bemüht, den Getreidezoll mit dem Mehlzoll in Einklang zu bringen
und werde eine dahingehende Vorlage noch vor den Osterferien einbringen.
(Bravo.) Der Antrag Bertesi wird hierauf mit 299 gegen 78 Stimmen
abgelehnt.
März. Zanardelli über die auswärtige und Handelspolitik.
Der Pariser „New York Harald“ veröffentlicht ein Interview Zanar--
dellis (25. März), wonach dieser gesagt habe: Was die Zukunft anlange,
werde Italien erst nach reiflicher Ueberlegung Verbindlichkeiten eingehen.
Das Interesse des Landes müsse allen anderen Erwägungen vorangehen.
Das Ministerium werde sich nicht bloß mit den Bündnisverträgen, sondern
auch mit den Handelsverträgen zu befassen haben, denn man müsse wissen,
welchen Einfluß die Handelsbeziehungen auf die politischen Beziehungen
ausüben können. „Die politischen Bündnisverträge Italiens gehen vor
den Handelsverträgen zu Ende. Wir werden lange voraus wissen, woran
wir uns bezüglich des einen oder anderen zu halten haben.“ Er habe leb-
hafte Sympathie für Frankreich. — Diese Aeußerungen werden im Aus-
lande viel beachtet.
26. März. (Neapel.) Schluß eines Streiks der Hafen-
arbeiter.