18 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 18.)
Weiter wird der Marine der holländische Ehrenmarsch für Trommler
und Pfeifer, den sonach Marineteile in Zukunft allein zu spielen berechtigt
sind, verliehen. Endlich schenkt der Kaiser der Marine ein Bronzestandbild
des Großen Kurfürsten, das in Kiel an der Gartenseite der Marineakademie
aufgestellt werden soll.
Zur Ehrung bürgerlichen und militärischen Verdienstes wird
ein neuer Orden, der „Verdienstorden der preußischen Krone“, ge-
stiftet. Die Stiftungsurkunde besagt:
„Wir Wilhelm von Gottes Gnaden König von Preußen ec. haben
beschlossen, aus Anlaß des 200 jährigen Jubiläums des Königreichs Preußen
einen Orden zu stiften. Derselbe soll den Namen „Verdienstorden der
preußischen Krone“ führen, aus einer Klasse bestehen und zwischen dem
Schwarzen Adlerorden und dem Großkreuz des Roten Adlerordens rangieren
Die Abzeichen des Ordens sollen ein an einem blauen, gewässerten, an
jeder Seite mit einem goldenen Streifen versehenen Bande von der linken
Schulter zur rechten Hüfte zu tragendes Kreuz und ein achtspitziger, auf
der linken Brust zu tragender Stern nach von Uns genehmigten Mustern
bilden.“
Im Lande wird die Jubiläumsfeier mit der Feier von Kaisers
Geburtstag verschmolzen. Die Sozialdemokraten opponieren gegen die
Feier, so protestieren die sozialdemokratischen Stadtverordneten von Berlin
und Breslau gegen eine Beteiligung der Kommunen, werden aber von der
Mehrheit scharf zurückgewiesen.
18. Januar. (Berlin.) Der Kaiser hält an die Vertreter
der Provinz Ostpreußen, die ihn zur Jubiläumsfeier begrüßen,
folgende Ansprache:
„Werte geehrte Herren! Von tiefem Danke gegen Gott ist Mein
Herz erfüllt, wenn Ich auf die zwei Jahrhunderte Meines Hauses und
Meines Vaterlandes zurückblicke, die wir heute vollenden. Unter des großen
Königs Führung glorreich emporgestiegen, in schwerster Prüfung, edlem
Golde gleich, geläutert und bewährt, richteten Fürst und Volk in dem
Kampfe voll hingebender Vaterlandsliebe des Staates Größe wieder auf
und fügten ihm eine neue Macht zu. Nach langer Friedensarbeit ward
uns durch Gottes Gnade des deutschen Vaterlandes Einheit: Der un-
vergänglich lebt in dem Herzen des Volkes, Kaiser Wilhelm der Große,
wurde des Deutschen Reiches Begründer! In Leid und Freud, in Krieg
und Sieg, sind Preußens König und Volk zusammengewachsen, fest und
unlöslich von einem Gedanken getragen, Jeder mit seinem Teile dem
Vaterlande zu dienen. Doppelt fühlt in dieser feierlichen Stunde Mein
landesväterliches Herz das Verlangen, Meinem Volke zu danken für die
durch Jahrhunderte bewährte treue Hingebung, und Gott anzuflehen, daß
er auch fernerhin mit seinem Segen das Volk und Vaterland geleite! Sie
aber, des Stammlandes, des Königtums und der alten Krönungsstadt
Vertreter, am heutigen Tage hier zu sehen, gereicht Mir zur besonderen
Freude. Ein Jahrhundert ist dahingegangen, als Mein in Gott ruhender
Vorgänger auf dem Thron, König Friedrich Wilhelm III., anläßlich der
ersten Säkularfeier des Königreiches, durch eine Kundgebung an die ost-
preußischen Stände am 1. Januar 1801 die Statue König Friedrichs I.
zum „immerwährenden Denkmal gegenseitiger Liebe und Treue“ widmete.
Nicht ahnen konnte der König, als er diese Worte sprach, wie bald die
Zeiten kommen sollten, die diese gegenseitige Liebe und Treue erneut be-