Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

Das Dentsche Reih und seine einzeluen Glieder. (März 25.—April 1.) 59 
25. März. (Berlin.) Es wird eine Verfügung über Ande- 
rung der Beamtenverhältnisse und Titelbezeichnungen bei der Post- 
und Telegraphenverwaltung veröffentlicht. 
25. März. (Hessen.) In der Zweiten Kammer erklärt 
auf Anfrage des Abg. Grafen Oriola Staatsminister Rothe, daß 
die Regierung auf dem Boden der Zollvorlage stände und im 
Interesse der Handelsverträge eine Anderung des Tarifs für ge- 
fährlich halte. 
Ende März. (Preußen.) In der Wreschener katholischen 
Schule werden vierzig Kinder, die im Religionsunterricht deutsche 
Antworten verweigert haben, nicht entlassen (vgl. 1901 S. 169) 
wegen ungenügender Leistungen in der Religion und wegen Mangels 
an Reife. 
28. März. (Hannover.) Fürst Münster, der frühere 
Botschafter in Paris, 82 Jahre alt, f. 
31. März. (Camberg bei Wiesbaden.) Reichs= und Land- 
tagsabgeordneter Dr. Lieber, Führer des Zentrums, 63 Jahre 
alt, f. 
März. April. Diskussion der Zollfrage. 
Die agrarische Presse, vornehmlich die „Deutsche Tageszeitung“ pole— 
misiert scharf gegen jeden Versuch, mit der Regierung eine Verständigung 
herbeizuführen; die Zollfrage müsse Wahlparole werden. Die Zentrums- 
presse greift diese Agitation an und stellt die Möglichkeit einer Verständi- 
gung in Aussicht, wenn Diäten für den Reichstag bewilligt würden. Auch 
konservative Stimmen erklären sich für eine Einigung mit der Regierung. 
So sagt der Abg. Graf Limburg-Stirum in einer Rede vor einer 
agrarischen Versammlung: Die Verständigung kann und muß am letzten 
Ende auf dem Boden der Regierungsvorlage geschehen; wenn die Maximal- 
sätze für Vieh und Fleisch so bleiben, wie sie in der Regierungsvorlage 
stehen, dann kann man die Mindestsätze für Getreide zur Not so bewilligen, 
wie die Regierung sie vorgeschlagen hat. Das Gesamtbild des Tarifwerkes 
ist es, worauf es ankommt, und dieses Gesamtbild ist ein erheblich besseres, 
als das des bisherigen Tarifs; im übrigen kommt es dann und haupt- 
sächlich erst auf die Handelsverträge an. — Auch die „Schlesische Zeitung“ 
polemisiert gegen die Forderungen der agrarischen Presse. 
1. April. (Preußen.) Es wird eine neue Bestimmung über 
Kommissionsdiäten für Forstbeamte erlassen. 
1. April. (Preußen.) Der Kultusminister erläßt folgende 
Verfügung über die Zulassung zum Rechtsstudium (vgl. S. 29): 
1. Bei denjenigen Preußen, welche sich der Rechtswissenschaft an 
einer preußischen Universität widmen wollen, genügt als Nachweis der 
wissenschaftlichen Vorbildung für das akademische Studium außer dem 
Zeugnis der Reife eines deutschen humanistischen Gymnasiums auch das 
Reifezeugnis eines deutschen Realgymnasiums oder einer preußischen Ober- 
realschule. 2. Studierende, welche demgemäß auf Grund eines Zeugnisses
	        
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