Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

344 Rußland. (Oktober Mitte—Dezember Mitte.) 
Sachen der Pacifizierung der Balkanhalbinsel zu bekräftigen und den Re- 
gierungen der Türkei und Bulgariens ihre Erklärungen im folgenden 
Sinne abzugeben: Die gegenwärtige Lage der Dinge in den türkischen 
Vilajets wurde durch die verbrecherischen Absichten der geheimen Komitees 
und der revolutionären Banden geschaffen und verändert den Standpunkt 
der Mächte gegenüber dem am Anfange des Jahres von den beiden meist 
interessierten Kabinetten ausgearbeiteten Aktionsprogramm nicht. Daher 
kann weder die Türkei noch Bulgarien im Falle eines offenen oder ge- 
heimen Widerstandes gegen die Verwirklichung dieses Programmes auf die 
Unterstützung irgend einer Macht rechnen. Die kaiserliche Regierung hofft, 
die neue Verwarnung werde die Türkei und Bulgarien von der Nutzlosig-- 
keit jeder Abweichung von der Erfüllung der ihnen vorgelegten Forderungen 
überzeugen und sie veranlassen, alle von ihnen abhängigen Maßnahmen 
zur Unterdrückung der Wirren auf der Balkanhalbinsel zu treffen, welche 
für das ottomanische Reich und Bulgarien nur die schwersten Folgen haben 
önnen.“ 
Mitte Oktober. Leitung der ostafiatischen Angelegenheiten. 
(Vgl. 12. August.) 
Für die Angelegenheiten des fernen Ostens wird ein besonderes 
Komitee gebildet, dessen Vorsitz der Kaiser führt. Demselben gehören an 
die Minister des Innern, der Finanzen, des Auswärtigen, der Kriegs- 
minister, der Marineminister, der Statthalter des fernen Ostens und auf 
Bestimmung des Kaisers sonstige Personen, deren Beteiligung an den Be- 
ratungen des Komitees ersprießlich erscheint. Der Beratung des Komitees 
unterliegen die Organisation und die Budgetvoranschläge für die Verwal- 
tung, sowie Maßnahmen zur Entwickelung des Handels und der Industrie 
im fernen Osten, ferner Anträge des Statthalters über neue oder auf Ab- 
änderung bestehender Gesetze, welche die Zuständigkeit des Statthalters 
überschreiten. Das Komitee besitzt keine Exekutivgewalt, die Ausführung 
seiner Beschlüsse liegt vielmehr dem Statthalter bezw. den Ministerien ob. 
27. Oktober. (Tiflis.) Der Gouverneur des Kaukasus, 
Fürst Galizyn, wird auf einer Spazierfahrt von drei Eingeborenen 
überfallen und verwundet. Die Attentäter werden getötet. 
Anfang November. Der Botschafter in Rom, Fürst Neli- 
dow, wird durch den Fürsten Urussow, bisher in Paris, ersetzt. — 
In Italien wird dieser Wechsel mit Freude begrüßt, da Nelidow 
an dem Verzicht auf die Romreise des Zaren mitschuldig sei (vol. 
S. 304). 
Mitte November. In Kiew demonstrieren die Studenten 
gegen die Behörden. Die Universität wird geschlossen. — Im ar- 
menischen Kaukasus finden Unruhen statt, die auf ein revolutionäres 
armenisches Komitee zurückgeführt werden. 
7. Dezember. Finanzminister Pleske nimmt wegen Krank- 
heit längeren Urlaub. Sein Vertreter wird sein Gehilfe Romanoff. 
Mitte Dezember. Enthüllung über die Stellung Wittes zur 
Russifizierung Finnlands. 
Die Kopenhagener Zeitung Politiken veröffentlicht eine Erklärung 
 
	        
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