28 Das Denisthhe Reith und seine einzeluen GSlieder. (Januar 27. —29.)
27. Januar. Der Kaiser verleiht dem Kanonenboot „Iltis“
zur Erinnerung an den Kampf um die Takuforts den Orden
pour le morite.
27. Januar. (Preußen.) Graf Ballestrem, der Präsident
des Reichstags, wird zum Mitgliede des Herrenhauses ernannt.
27.28. Januar. (München.) Delegiertentag der bayerischen
Zentrumspartei. Reden Schädlers und Heims.
In zwei großen Versammlungen wird der Zentrumsfraktion der
Dank für ihre Politik im Reichstag und Landtag votiert. Abg. Dr. Schädler
polemisiert scharf gegen das Ministerium Crailsheim, das sich durch seine
Schlappheit in der Würzburger Frage blamiert habe. Ferner polemisiert
er gegen die Swinemünder Depesche, die den Föderalismus gefährde, und
egen die Bülowsche Kaiseridee (S. 14). Zum Dank des Prinzregenten
ür die Rede Bülows sagt Schädler: „Wir anerkennen die edle Ritterlich-
keit des Regenten, der den Mitverbündeten Verlegenheiten erspart, aber
wir haben diese Ritterlichkeit nicht zu üben, wir stehen da als Vertreter
der bayerischen Rechte gegen Angriffe, woher sie auch kommen mögen.“ —
Abg. Heim bespricht die Haltung des Zentrums in der Zollfrage und die
Aussichten für die Wahlen: „Wir haben auf Grund des Delegiertentages
den Eindruck, daß wir den Reichstagswahlen ruhig entgegensehen können.
Seitdem sich Kaiser und Regent die Hand reichen, um für uns zu agi-
tieren, seitdem gekrönte Agitatoren in unsere Reihen treten und uns die
Wahlparole liefern, kann es uns nicht fehlen. Während ringsum alles
aus den Fugen geht, ist es ein wahres Vergnügen, zu sehen, wie einig
und geschlossen wir in den Kampf ziehen.“ („Allg. Ztg.")
Dieser Passus wird von Zentrumsorganen nicht gebracht.
29. Januar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Land-
wirtschaftlicher Etat. Absage Podbielskis an den Bund der Landwirte.
Abg. Herold (3.) polemisiert gegen den Bund der Landwirte, der
den Bauernvereinen feindlich gegenüberstehe. Abg. v. Wangenheim (kons.)
erwidert, der Bund der Landwirte habe die Aufgabe, die katholischen Bauern
aufzuklären, daß das Zentrum durch seine Zustimmung zum Zolltarif die
Landwirtschaft im Stich gelassen habe. Abg. Dr. Hahn (kons.): Der Zoll-
tarif habe der Industrie alles, der Landwirtschaft nichts bewilligt, die
Regierung verdiene daher kein Vertrauen; in der Bevölkerung herrsche
vielmehr Erbitterung. Von der Regierung kann man nur sagen, sie be-
treibe Manchesterpolitik. Wo ist der Reichskanzler, der bereit wäre, eine
kluge, zielbewußte, energische, rücksichtslose Politik gegenüber der Sozial-
demokratie zu vertreten? Die Regierung ist liebenswürdig nach allen
Seiten, was mich in meinem Nationalgefühl tief verletzt, auch gegenüber
der Sozialdemokratie. Ich bestreite nicht, daß die Herren, die für den
Antrag v. Kardorff gestimmt haben, von der edelsten patriotischen Absicht
sich haben leiten lassen; sie haben aber nicht die richtige Einsicht gegenüber
der jetzigen Regierung besessen. Unsere Pflicht ist es daher, das Volk auf-
zuklären und dafür zu sorgen, daß ein Reichstag gewählt wird, der, wenn
die Handelsverträge kommen, die echte Bismarcksche Handelspolitik fortsetzt,
das Volk aus der Zwangslage befreit, in die es durch die Handelsverträge
von der Regierung gebracht ist. Das ist wahre nationale Politik. (Beifall.)
Landwirtschaftsminister v. Podbielski: Sie werden wohl alle mit
mir empfinden, daß ich solche Worte nie und nimmermehr unwidersprochen