Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

104 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 20. 21.) 
auf die Verbesserung der Vorflut in der Lausitzer Neiße und dem Bober, 
innerhalb der Provinz Brandenburg. Demgemäß sind in den § 1 
 1864000 Mark mehr eingestellt, so daß die ganze Summe 62684000   Mark 
betragen soll. — Der Kommissionsantrag, dem die Regierung zustimmt, 
wird nach kurzer Beratung angenommen. 
Ohne Debatte wird angenommen der Gesetzentwurf betreffend Maß- 
nahmen zur Verhütung von Hochwassergefahren in der Provinz Branden- 
burg und dem Havelgebiet der Provinz Sachsen. 
20. Juni. Das Preußische Abgeordnetenhaus genehmigt 
die Erhöhung des Grundkapitals der königlichen Seehandlung um 
65 Millionen Mark. — Gegen die Vorlage find allein die Frei- 
finnigen, die die Seehandlung für überflüssig erklären. 
20./31. Juni. Das Preußische Abgeordnetenhaus ge- 
nehmigt folgenden Antrag Arendt-Stockmann über Unterstützung 
der Veteranen: 
Die ehemaligen Angehörigen des preußischen Heeres und der Marine 
vom Feldwebel abwärts, welche an dem Kriege gegen Dänemark 1864 
Anteil genommen, erhalten eine jährliche Beihilfe von 120 Mark, wenn 
sie unbescholten sind und einschließlich der Reichsbeihilfe und der sonstigen 
Bezüge aus öffentlichen Mitteln weniger als 600 Mark Jahreseinkommen 
haben. Diese Bestimmungen finden auch auf die Teilnehmer an früheren 
preußischen Feldzügen sowie auf die früheren Angehörigen der schleswig- 
holsteinischen Armee Anwendung. — Die Regierung lehnt den Antrag 
aus staatsrechtlichen Gründen ab; Preußen könne nicht Ausgaben über- 
nehmen, die dem Reiche zukämen. — Am 21. Juni wird in der dritten 
Lesung der Antrag ausgedehnt auf solche Veteranen, die am 48er dänischen 
Krieg in nichtpreußischen Truppenkörpern aus jetzt preußischem Gebiet 
teilgenommen haben. 
21. Juni. (Kuxhaven.) Der Kaiser nimmt an der Elb- 
segelregatta teil und erwidert auf die Ansprache des Bürgermeisters 
Mönckeberg: 
Euer Magnifizenz danke Ich von Herzen für den freundlichen Will- 
kommen, den Sie uns soeben geboten haben. Ich danke Ihnen, Meine 
Herren, daß Sie es Mir vergönnt haben, wieder einige Stunden unter 
Ihnen als Ihr Kamerad und Mitsegler zu verweilen. Ein herrliches Bild 
haben Euer Magnifizenz soeben von unseren sportlichen und unseren son- 
stigen Fortschritten im Lande entworfen. Ich kann es nur aus vollem 
Herzen unterschreiben: ein jedes Wort, was hier gesprochen ist, war Mir 
aus der Seele gesprochen. Ich glaube, Ich kann hinzufügen, daß jedem 
objektiven Beobachter der Vorgänge auf unserem Erdenkreise die eine Be- 
obachtung sich aufdrängen muß, daß allmählich die Solidarität unter den 
Völkern der Kulturländer unstreitig Fortschritte macht auf verschiedenen 
Gebieten; und diese Gebiete erweitern sich. Diese Solidarität geht un- 
merklich, aber unwiderstehlich in das Programm sowohl der Staatslenker 
über wie in die Gedanken der sich sebst regierenden freien Bürger. Diese 
Solidarität wird genährt und gepflegt auf verschiedene Weise, sei es in 
ernster politischer Beratung, sei es auf Kongressen, sei es im Wettkampf 
und Spiel, und in dieser Beziehung kann man wohl sagen: „Es liegt ein 
tiefer Sinn im kind'schen Spiel.“ Nun, Meine Herren, wir sind hier zu-
	        
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