106 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 25.)
Gestaltung des Fünfmarkstückes, das wegen Unhandlichkeit anscheinend
weniger beliebt ist, sind feste Entschließungen noch nicht getroffen.“
25. Juni. (Kiel.) Der Kaiser empfängt den Besuch des
Königs von England. Bei der Festtafel an Bord der „Hohen-
zollern“ hält der Kaiser folgende Rede:
Es gereicht Mir zu hoher Befriedigung, Euerer Königlichen und
Kaiserlichen Majestät zum erstenmal an Bord eines deutschen Kriegsschiffes
den Willkommengruß zu entbieten. Den Seeweg wählend, sind Euere
Majestät zum deutschen Gestade gekommen, als der Herrscher eines großen
durch die See weltumspannenden Reiches und wollen auch gütigst an den
Veranstaltungen des deutschen Segelsports Anteil nehmen. Begrüßt sind
Euere Majestät worden durch den Donner der Geschütze der deutschen
Flotte, welche erfreut ist, ihren Ehrenadmiral zu sehen. Sie ist die jüngste
Schöpfung unter den Flotten der Welt und ein Ausdruck der wieder-
erstarkenden Seegeltung des durch den verewigten großen Kaiser neu ge-
schaffenen Deutschen Reiches. Bestimmt zum Schutze seines Handels und
seines Gebietes, dient sie ebenso wie das deutsche Heer der Aufrechterhal-
tung des Friedens, den das Deutsche Reich seit über dreißig Jahren ge-
halten und Europa mit erhalten hat. Einem jeden ist bekannt durch
Euerer Majestät Worte und Wirken, daß Euerer Majestät ganzes Streben
auf eben dieses Ziel gerichtet ist, die Erhaltung des Friedens. Da dies
Ziel zu erreichen auch Ich stets Meine gesamten Kräfte eingesetzt habe, so
möge Gott Unseren Bestrebungen Gelingen verleihen. In unauslöschlicher
Erinnerung an die in Osborne gemeinsam verlebten unvergeßlichen Stunden
am Sterbebette der großen Beherrscherin des jetzt von Euerer Majestät
regierten Weltreiches leere Ich Mein Glas auf das Wohl Euerer Majestät.
Ich trinke auf das Wohl Seiner Majestät des Königs von Großbritannien
und Irland, Kaiser von Indien.
König Eduard erwidert in deutscher Sprache:
Indem Ich Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät Meinen
aufrichtigsten Dank sage für die überaus freundlichen Worte, in welchen
Euere Majestät auf Mein Wohl getrunken haben, schätze Ich Mich glück-
lich, daß sich schon jetzt Gelegenheit bietet, Meinem Gefühl der höchsten
Anerkennung Ausdruck geben zu können für den glänzenden Empfang, den
Euere Majestät Mir hier bereitet haben. Es freut Mich ganz besonders,
daß es Mir möglich war, Euerer Majestät zu einer Zeit des Jahres einen
Besuch machen zu können, in welcher Ich gewöhnlich in der Heimat am
meisten in Anspruch genommen bin; jedoch der Anteil, den Ich seit langen
Jahren am Segelsport genommen habe, übte zu große Anziehungskraft
aus, um nicht den Anlaß zu benutzen, Mich zu überzeugen, wie es Euerer
Majestät gelungen ist, für diesen Sport auch in Deutschland so viele Lieb-
haber zu gewinnen. Dazu gesellte sich der Wunsch, die innigen verwandt-
schaftlichen Beziehungen, welche Unsere Häuser seit so langer Zeit verbunden
haben, durch erneuerten persönlichen Verkehr womöglich noch enger zu
knüpfen. Euerer Majestät anerkennende Erwähnung Meines unablässigen
Strebens nach Erhaltung des Friedens hat Mich tief gerührt, und Ich
bin beglückt in der Gewißheit, daß Euere Majestät das gleiche Ziel im
Auge haben. Möchten Unsere beiden Flaggen bis in die fernsten Zeiten,
ebenso wie heute, nebeneinander wehen zur Aufrechterhaltung des Friedens
und der Wohlfahrt nicht allein Unserer Länder, sondern auch aller anderen
Nationen. Ich bin stolz darauf, Euerer Majestät Flotte als Ehrenadmiral
anzugehören, ebenso wie Meine Flotte es als hohe Ehre schätzt, daß Euere